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Extras

Künstler

2018.07.01

Klaus Sahm

Um seine musikalische Entwicklung zu beschreiben, wurden einst Charakteristika wie „Bilderbuchkarriere“ geschaffen. Klaus Sahm ist 23 Jahre jung und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt mit der „Top of the Cream“ der deutschen Popmusik unterwegs, wie so mancher Marketingmensch mit Anglizismusstudium nüchtern konstatieren wird.

Sein Name taucht im Umfeld von Tim Bendzko und Cassandra Steen auf, Madeline Juno profitiert von seiner Kompetenz, Rockstah und Max Giesinger bauen auf ihn. An Referenzen mangelt es dem Mann für die Fleißkärtchen definitiv nicht; die Quoten für eine Änderung dieses mit Leidenschaft erarbeiteten Umstands stehen sehr schlecht.

Und die Damen und Herren Frontmusikanten dürfen auf höchstem Niveau wählen, Herr Sahm beherrscht die Gitarre in ihren verschiedenen Varianten ebenso wie Tasteninstrumente. Genug der beeindruckenden biographischen Ballstafetten? Mitnichten.
Selten war die Begrifflichkeit Künstler angebrachter als im Falle von Klaus Sahm. Der Wahl-Mannheimer mit Wurzeln im Siegerland wurde nicht nur musikalisch mit Talent gesegnet. Seine Potenziale an diversen Kameras lassen einige Kunden bereits Doppelaufträge vergeben, denn auch für sein zweites kreatives Standbein neben jenem für musikalische Großtaten hat er den Status als Geheimtipp eingebüßt: Hier ein knackiges Bewegtbildprojekt, dort ein bemerkenswerter fotografischer Arbeitsnachweis, schön, wenn Kreativität und Flexibilität einander nicht nur vom Hörensagen kennen. Aktivitäten, die vor allem für den geneigten Fan zum besonderen Bonus werden; wenn ein Video-Blog auf Tour oder ein Instagram-Bild aus dem Backstagebereich einen spannenden Einblick hinter die Kulissen geben. Dass gleichzeitig Filmexperten vor Glück mit der Zunge schnalzen und diverse Fotografenkollegen anerkennend nicken, passt ins Bild. Es gibt viele Gründe, Klaus Sahm zu begegnen. Wir haben es gewagt und erfreuten uns an Bodenständigkeit und Demut.

Der mann für die Fleißkärtchen

Klaus Sahm ist Keyboarder. Klaus Sahm ist Gitarrist. Klaus Sahm arrangiert. Und ja, Klaus Sahm ist ein hochtalentierter Fotograf für Stand- und Bewegtbild! Welche Talente kennen wir noch nicht von Dir?

Malen nach Zahlen kann ich ziemlich gut! (lacht). Fluch und Segen zugleich ist mein Ehrgeiz, bestimmte Dinge zu erreichen. Da bin ich manchmal auch zu verbissen und lasse andere, vielleicht wichtige Dinge außen vor. Ich glaube, als Fotograf und Musiker ist ein gewisses Maß an sozialer Kompetenz sowie Organisationstalent ebenfalls sehr förderlich.


Bist Du fotografierender Musiker oder musikalischer Fotograf? Oder siehst Du Dein Engagement weniger gern in diesen Schubladen, auf die Menschen gerne zurückgreifen?

Die Frage stelle ich mir manchmal tatsächlich selbst, aber im Alltag sind beide Bereiche bei mir klar getrennt. In meinem Kontext verlangen beide Berufe, der des Musikers und der des Fotografen oder Kameramanns, schlicht und ergreifend andere Herangehensweisen. Als Musiker bin ich vielleicht noch eher Künstler im eigentlichen Sinne, während ich als Fotograf mit einem festen Auftrag und Ziel, seien es Plattencover oder Pressebilder für einen bestimmten Act, wieder eher als Dienstleister arbeite und nicht immer eigene künstlerische Ideen einbringen kann. Mein Vorteil liegt aber ganz klar darin, dass ich gerade im musikalischen Bereich meine Tätigkeit an der Kamera immer mit anbieten kann und so auch in einer anderen Funktion von Plattenfirma oder Management wahrgenommen werde.


Hast Du fotografische Vorbilder?

Ich glaube, so ein richtiges Vorbild habe ich nicht, aber es gibt schon viele Fotografen, die ich sehr gut finde und deren Arbeit oder Fleiß mich inspirieren. Meist sind es junge Fotografen wie das Übertalent Joey Lawrence, der mit 24 nur ein Jahr älter ist als ich, aber selbst schon so ziemlich jeden amerikanischen Film- und Musikstar vor der Linse hatte und ein sehr gutes Auge für Inszenierung und Setting hat. Dann denk ich mir: „Krass, ich muss los und üben!“ Hier in Deutschland zolle ich dem lieben Paul Ripke Respekt für Fleiß, Vielseitigkeit und gekonnte Selbstinszenierung..


Zu Deinen aktuellen musikalischen Projekten: Du unterstützt mit der Newcomerband Madeline den mittlerweile älteren Hasen Juno Adel Tawil auf einer Tour in größere Arenen der Republik. Du spielst für Tim Bendzko, Max Giesinger und neuerdings auch Rockstah. Wohin geht Deine Reise? Was sind Deine Ziele als Musiker?

Generell will ich versuchen, weiterhin so vielseitig wie möglich zu arbeiten. Bis vor zwei Jahren habe ich noch des Öfteren als Gitarrist mit meiner Hardcore-Band gespielt, nebenbei ein paar Musical-Jobs als Pianist begleitet und anschließend mehr und mehr meinen Weg in die Popmusik gefunden. Nun bin ich bei Rockstah auch mal wieder an der Gitarre und Synthies zu hören und bei Madeline Juno achte ich viel auf die Live-Arrangements. Das Ziel liegt also eher darin, eine Herausforderung nach der anderen anzunehmen und zu meistern.

 

Was Dir eindrucksvoll gelingt. Deine Ideen und Arrangements stecken in einigen Produktionen der genannten Größen. Wie intensiv sind Deine Ambitionen für eigene Projekte?

Leider habe ich momentan keine Zeit mehr, um eigene Projekte umzusetzen. Allerdings würde ich mir wünschen, mit meiner Band eine zweite Platte zu produzieren oder bald mal einen Film zu vertonen.


Keyboarder gelten als Technikfreaks, Klangfetischisten, Soundtüftler; wie technisch siehst Du Dich und Deine Arbeit selbst?

In dem Bereich fallen meine Ambitionen tatsächlich eher gering aus und ich gebe mich schnell mit Werksounds zufrieden, die ich nur noch ein bisschen abändern muss, um den Klang, den ich in den Ohren habe, umzusetzen. Da haben sich ja Leute schon vorher meist viele Gedanken gemacht, damit irgendwas gut klingt, bevor es in die Library kommt.


Dein KORG-Equipment dokumentiert auf eine sehr beeindruckende Art und Weise, wie vielseitig Du agierst. Gibt es für Dich ein Hauptinstrument?

Mein Hauptinstrument ist definitiv der Kronos 88. Wenn ich auf alles verzichten müsste und mich für ein Instrument entscheiden müsste, wäre es diese Workstation. Alles ist drin, alles ist gut erreichbar, der Setlist-Modus macht vieles leichter und die Werksounds sowie die erweiterbaren Libraries überzeugen mich in jeder Live- oder Studiosituation.


Und was macht für Dich ein perfektes Tasteninstrument aus?

Es muss flexibel einsetzbar sein, ich muss Sounds sofort abspeichern können und auf einer Bühne muss es außerdem schick aussehen.


Du hast Dir Deinen Status als gefragter Livemusiker und Mann hinter diversen Kameras hart erarbeitet. Wie sieht ein normaler Arbeitstag für Dich aus? Wie viel Zeit verwendest Du etwa auf Proben oder auch auf Deine Ausstattung, die angesichts Deiner Aktivitäten umfangreich sein muss?

Die Tatsache, dass ich nebenbei eben viel fotografiere, filme und toure, lässt selten einen normalen Arbeitsalltag zu, da ich jeden zweiten Tag woanders aufwache. Wenn ich dann mal drei, vier Tage am gleichen Ort oder in meiner Wahlheimat Mannheim verbringe, stehe ich meist früh auf, bearbeite den ganzen Tag Bilder, beantworte Mails, telefoniere sehr viel und versuche, mir neue Musik anzuhören. Proben sind eher an bestimmte Projekte gebunden und ich selbst versuche, mir am Instrument eher kurzfristige Ziele zu setzen. Zuletzt hab ich mich wieder mit klassischer Musik beschäftigt und hatte als Ziel, jeden Tag ein neues Stück beziehungsweise die erste Seite eines Satzes auswendig zu lernen.


Du sagst explizit, dass Musikhören Schwerpunkt Deines Alltags ist. Welche Musiker begeistern Dich momentan mit Innovation und technischem Knowhow?

Ich bin begeisterter Snarky Puppy Hörer, habe die Jungs vor knapp zwei Jahren zum ersten Mal in New York getroffen und mir dort ein Trio-Konzert von Keyboarder Cory Henry angehört. Cory ist für mich einer der talentiertesten und vielseitigsten Keyboarder dieser Tage und was Snarky Puppy bei ihren Live-Konzerten veranstalten, ist das Innovativste was ich zuletzt in den Bereichen Soul, Funk, Fusion und Jazz gehört habe. Unfassbar.


Vielen Dank für das Gespräch.