2015.06.02
Andreas Bourani
Henning Verlage: „Die wird immer besser!“ (lacht). „Nein, das ist ja tatsächlich so, regelmäßig auf Touren: Wenn unterschiedliche Bands zusammen geschmissen werden, die sich vorher noch nicht gekannt haben, ist am Anfang immer höfliches Hallo-Sagen und leichte Reserviertheit. Dann lernt man sich kennen und es wird immer lustiger.“
Andreas Bourani: „Vor allem haben wir echt Glück gehabt bisher. Es ist ja eine Open-Air-Tour und bisher war das Wetter immer gut, bisher war, glaube ich, Stuttgart das einzige Konzert, auf dem es ein bisschen geregnet hat. Und das hebt natürlich auch enorm die Stimmung – wir können uns draußen bewegen, wir haben nachmittags oft noch Zeit etwas zu machen, ins Wasser zu springen, Fußball spielen zu gehen und uns halt gut die Zeit zu vertreiben. Das bietet sich ja an, wenn so viele Leute an einem Set sind, dass man dann auch etwas zusammen unternimmt.“
Ihr habt ja öfter einige Konzerttermine hintereinander, dann aber auch wieder zwei, drei Tage Pause – fahren dann alle nach Hause oder was macht ihr?
Henning Verlage: „Ja, wir fahren mit dem Nightliner, fahren dann immer wieder zu unserem Treffpunkt und von dort aus alle wieder nach Hause. Und jeder regelt es dann, glaube ich, anders: Die einen erholen sich, die anderen holen alles nach, was sie an dem Wochenende nicht geschafft haben. Und dann geht es ein paar Tage später wieder weiter.“
Andreas Bourani: „Das ist ganz angenehm, weil es halt nicht so eine klassische Tour ist, wo man in den Nightliner einsteigt, zwei Monate weg ist und so eine Art Zwei-Monats-Camping hat. Sondern man ist halt immer wieder Zuhause zwischendurch und das ist echt ganz gut.“
Wie kam denn überhaupt die Verbindung zu einer gemeinsamen Tour zustande? Hattet ihr vorher schon gemeinsame Projekte, kanntet ihr euch?
Andreas Bourani: „Mit Unheilig kam die Zusammenarbeit eigentlich zustande, weil ich mit dem Grafen ja ein Duett gemacht hatte. Wir haben uns vor zwei Jahren mal kennen gelernt, da kam diese Idee, zusammen Musik zu machen, wir haben uns zusammengesetzt und getroffen. Und nachdem die Nummer im Studio entstanden ist, die wir beide gut fanden, hat der Graf dann gefragt: Wie sieht’s aus – hast du Lust, mit auf Tour zu kommen, da könnten wir die Nummer auch zusammen performen?“ Und das war eine Super-Idee. Es ist eine Riesen-Tour und für mich auch eine gute Möglichkeit, meinen Fankreis noch einmal zu erweitern. Und ich habe tierischen Spaß, jeden Abend mit ihm das Duett zu singen.“
Henning Verlage: „Bei Staubkind hab ich auch das Album produziert. Die Staubkind-Jungs kennen wir schon ewig lange, da gab es immer mal Berührungspunkte, dass man sich auf einem Festival getroffen hat oder so. Letztes Jahr sind sie dann einfach mal eingesprungen als Vorband und das hat so gut funktioniert, sodass wir gesagt haben: „Hey, das macht Sinn, dass die mit auf Tour kommen.“ Und in dem Zuge war natürlich auch die Idee, dass es klasse wäre, ein Album am Start zu haben. Und das haben wir dann in der Zeit vor der Tour fertig gemacht.“
Eine solche umfangreiche Tour mit drei Bands und jede Menge Konzerten bedarf natürlich auch einiger Vorbereitung...
Andreas Bourani: „Im Vorhinein sorgt natürlich erst mal jeder selber dafür, dass er sein Setup an den Start kriegt. Bei mir war es so, dass wir uns sehr gut darauf vorbereitet haben, die Technik möglichst handlich und übersichtlich zu gestalten. Denn man darf nicht vergessen, wenn drei Bands Soundcheck machen, ist das natürlich ein Riesen-Aufwand, es muss dreimal praktisch die Bühne umgebaut werden, die Anschlüsse müssen sitzen, jeder hat seine eigene Technik dabei, wir haben ein eigenes Pult dabei. Und das ist natürlich schon sehr aufwändig – da muss man vorher gut überlegen, welche Kabelbäume man da baut, dass das möglichst schnell anzuschließen ist.“
Bleiben Ablauf und Programm bei so einer Tour immer gleich? Oder gibt es auch Dinge, die man ändert – im Hinblick auf die Technik oder den Programmablauf zum Beispiel?
Arne Augustin: „Ja, wir haben die Set-Liste ein paar Mal geändert. Ein paar Shows probiert man es aus und dann stellt man fest: Ach, die Nummer hier könnten wir auch mal als Erstes spielen oder so.“
Andreas Bourani: „Ich find’s auch ganz gut, wenn man eine wechselnde Set-Liste hat und ein bisschen probieren kann. Das tut manchmal ganz gut, ist erfrischend für die Band und das Zusammenspiel auf der Bühne, wenn man einfach die Songs mal umstellt.“
Wie stellt man das Programm überhaupt zusammen – wie findet man die richtige Mischung aus neueren und älteren Songs?
Henning Verlage: „Man versucht natürlich zum einen, möglichst viel von dem neuen Material zu präsentieren, aber natürlich haben die Leute auch eine gewisse Erwartungshaltung, beim Konzert ihre Lieblingsstücke zu hören. Eigentlich ist es Rumprobieren. Wir haben im Vorfeld einiges an Proben gehabt, wo dann irgendwann klar war, das soll das Programm sein, und das haben wir dann auch tatsächlich komplett immer durchgespielt, um zu gucken, wie es funktioniert.
Bei uns kommt natürlich auch noch die ganze Technik mit Video-Leinwänden, Video-Einspielern usw. hinzu, so dass wir da nun nicht so flexibel sind, dass man einfach mal was anders machen kann. Von daher mussten wir schon vorher gucken: So und so soll die Show sein. Und dann wird das geprobt und geschaut, ob es passt, und wenn es nicht passt, und dann tatsächlich bei den Gigs festgestellt wird, das zündet nicht, stellt man es vielleicht noch mal um. Aber inzwischen haben wir so ein rundes Programm, dass wir echt auch alle sehr entspannt auf die Bühne gehen können.“
Hat sich denn inzwischen herauskristallisiert, was beim Publikum die absoluten Favoriten unter euren Songs sind?
Henning Verlage: „Na, alle!“ (lacht) „Für mich persönlich gibt es immer ein paar Highlights. Das Eine ist natürlich, wenn’s losgeht, weil wir einen ziemlichen Spannungsbogen am Anfang aufbauen, mit einem Film, der erst mal läuft und die Leute so ein bisschen heiß macht. Und wenn dann der Vorhang aufgeht und es losgeht, entlädt es sich einmal so kurz. Das macht Spaß, das ist ein gutes Gefühl, wenn man sieht, da stehen viele tausend Leute, die echt begeistert sind und Bock haben, dass es losgeht. Das ist so ein Moment.
Und dann haben wir so ein, zwei intimere Stellen, wo wir ein kleines Akustik-Set spielen, das hat dann halt eine ganz andere Atmosphäre, da wird es plötzlich klein und intim, als stünde man nicht auf einer großen Open-Air-Bühne, sondern in einem kleinen Club. Das sind für mich Highlights. Ansonsten – wenn man die Leute fragt, sagen alle etwas anderes. Für den einen war das das Highlight, der nächste empfindet das völlig anders. Ganz unterschiedlich.“
Gab es irgendwelche Höhepunkte oder Überraschungen? Oder ein bestimmtes Konzert, das für euch ganz besonders war? Eins eurer Konzerte ist doch auch ziemlich ins Wasser gefallen und ihr musstet eine halbe Stunde aussetzen, oder?
Andreas Bourani: „In Hannover, ja. Da gab’s ein großes Unwetter. Aber so was kann natürlich immer vorkommen, das gibt es auch auf Festivals, dass einem das Wetter mal einen Strich durch die Rechnung macht. Ich erinnere mich noch an Köln, das war die größte Unheilig-Show auf der aktuellen Tour, es waren an die 35.000 Leute da, und es gab dort auch die DVD-Aufzeichnung. Song 11 ist quasi mein Einsatz beim Duett, und ich hab an dem Abend die Song-Reihenfolge verwechselt und war zu meinem Duett-Start nicht hinter der Bühne. Da waren die Umkleiden in den Katakomben, nicht wie hier, wo man die Songs ja schon hört, und dann musste ich nach Zeit gehen.
Ich bin dann nach oben gegangen und hatte dann so im Ohr: „Ah ja, jetzt kommt „Nachtschicht“, dann „Das große Leben“ und dann „Feuerland“ und dann ich.“ Und ich dachte, wir sind bei „Nachtschicht“. Es war aber schon „Feuerland“. Und dann hab ich auch den Weg natürlich noch unterschätzt, ging ganz gemütlich nach oben, und als ich dann so ums Eck lugte, kam dann schon „Andreas, wo bist du?“ und Riesen-Panik. Und hab’s dann aber grad noch so geschafft, die Band hat noch das Intro gespielt und bin dann direkt auf die Bühne. Timingmäßig gerade noch richtig.“
Andreas Bourani: „Na, das war ja gerade der positive Höhepunkt, dass ich’s noch rechtzeitig geschafft habe!“ (Großes Lachen in der Runde)
Arne Augustin: „Stuttgart war für mich natürlich quasi ein Heimspiel. Das hab ich mir früher schon gewünscht, da zu spielen, das war schon schick.“
Für Staubkind gab’s während der Tour ja noch eine besonders tolle Nachricht, als am 11. Juli euer Album auf Platz 37 der Deutschen Albumcharts einstieg. Habt ihr da ordentlich gefeiert? Oder ging das im Tour-Stress unter?
Henrik Böhl: „Wir sind ja wirklich immer noch drin! Damals haben wir in Leipzig zwei Konzerte gespielt und konnten dann später im Club die Gläser heben und darauf anstoßen. Da hatten wir nie mit gerechnet – und dann so eine Platzierung. Das feiern wir auch jetzt noch von Woche zu Woche, eben weil wir immer noch drin bleiben. Das ist super. Ein Riesen-Erfolg.“
Du bist dieses Jahr erst zu Staubkind gestoßen – wie kam es dazu?
Henrik Böhl: „Wir haben uns bei Studioarbeiten in Münster kennen gelernt, bei Henning im Studio, und uns dann in Berlin wiedergetroffen. Daraufhin haben wir dann zusammen so ein bisschen rumprobiert und geschrieben. Dabei ist dann mit der „Kleine Engel“ auch noch ein Song fürs Album entstanden. Erst danach wurde ich gefragt, ob ich bei einem Akustik-Auftritt dabei sein will. Als der vorbei war, fragte man mich, ob ich Lust hätte, noch mehr bei Staubkind zu machen. Und jetzt bin ich hier.“
Arne, du bist ja auch bei einer ganzen Reihe musikalischer Projekte vertreten – zum Beispiel bei Nena. Was ist für dich das Spezielle an der Zusammenarbeit mit Andreas?
Arne Augustin: „Im Vergleich mit Nena muss ich sagen, ist es sogar relativ ähnlich auf eine Art. Beide haben so eine sehr emotionale Art, mit der Musik umzugehen. Das ist nicht einfach eine Show, die nur abgezogen wird, sondern da wird wirklich versucht, jeden Abend das Haus neu zu bauen und gemeinsam eine Emotionalität herzustellen, die dann im Idealfall auch zum Publikum überspringt.“
Bei einem so umfangreichen Projekt wie der Tour von Unheilig, Staubkind und Andreas Bourani spielt natürlich auch die Technik eine Riesen-Rolle. Henning Verlage, Arne Augustin, Henrik Böhl und Andreas Bourani sind seit Jahren begeisterte KORG-Nutzer und nennen inzwischen zusammen ein ganzes Arsenal von KORG-Geräten ihr Eigen: SV-1, KRONOS, microKORG und TRITON sind dabei nur ein kleiner Teil aus einer ganzen Reihe.
Wer von euch hat denn was genau an KORG-Equipment mit auf Tour und aufgrund welcher Features habt ihr euch für genau diese Geräte entschieden?
Henning Verlage: „ Arne und ich spielen KRONOS, was absolut Sinn macht, weil er einfach eine „eierlegende Wollmilchsau“ ist.“
Arne Augustin: „Definitiv. Also ich hab seit dem KRONOS kein Laptop mehr auf der Bühne. Früher musste immer noch ein Laptop da stehen, aber das hat sich inzwischen erledigt, weil KRONOS das alles hinkriegt. Das macht Spaß.“
Henning Verlage: „Genau. Also ich bin schon immer KORG-Workstation-Fan. Und es gab dann natürlich immer mal Aufs und Abs, dass man mit einer Generation mehr anfangen konnte als mit der anderen. Aber ich hab nach wie vor meinen TRITON Extreme auf der Bühne, den ich über alles liebe und schon immer eingesetzt habe – viele Sounds, das ist einfach ganz mein Fall. Deshalb kommt der auch nach wie vor mit. Aber der KRONOS ist halt wirklich ein Instrument, das in allen Teilbereichen saugut ist – gute Synthie-Sounds, gute Brot- und Butter-Sounds, tolle Harddisk-Features...“
Arne Augustin: „... die Editier- und Kombinationsmöglichkeiten sind hervorragend.“
Henning Verlage: „Die Setlist – ein Traum!“
Henrik Böhl: „Ich hab das SV-1 mit als Stage-Piano. Da hab ich mich hauptsächlich deswegen für entschieden, weil wir jetzt im Rahmen der Unheilig-Tour noch viele Akustik-Konzerte gespielt haben, und ich da einfach so ein richtig hochwertiges Stage-Piano mit dabei haben wollte. Da ist das SV-1 einfach die Königsklasse. Absolut genial. Spielt sich super. Sounds: absolut genial. Und den Klavier-Sound – mit den Hall- und Delay-Möglichkeiten kann ich wunderbar auf der Bühne
Und für meine Pads und Synthies hab ich den TRITON LE mit, was ja schon ein älteres Modell aus der Familie ist, das ich aber trotzdem total gern habe. Außerdem stehen mir tolle Effekt-Möglichkeiten zur Verfügung, kann alles abdecken, was ich gerade brauche, und so ergänzt sich dann die Geschichte.“
Andreas Bourani: „Genau, geht mir genau so. Ich spiel ja das SV-1 auch auf der Bühne, also nicht jetzt bei Unheilig, aber sonst immer auf meinen eigenen Shows. Das SV-1 hat einfach einen tierisch geilen Sound, durch die Röhre, die drin ist, das ist halt einfach super hochwertig. Ich hab auch noch ein zweites im Studio stehen, das Große, und schreib da gerade an meiner zweiten Platte. Es ist einfach super vielfältig und man kann toll darauf komponieren, vor allem auch, weil es diesen klavierähnlichen Anschlag hat.“
Welche Features sind für euch gerade auf Tour besonders wichtig?
Henning Verlage: „Erstens, dass das Ding läuft. Das ist echt nicht zu unterschätzen. Gerade wenn man mit Laptops arbeitet, hat man irgendwie immer so ein ungutes Gefühl, dass die Kiste abstürzt ...“
Arne Augustin: „... und so ein Kabel-Geraffel. Da hat man noch ein Interface und dreimal Strom und was es alles gibt.“
Henning Verlage: „Und beim KRONOS kommen ja tatsächlich einfach verschiedene Sound-Engines zum Einsatz, wodurch man dann eben wirklich mehrere Geräte in einer Kiste hat. Und nicht so was Halbgares, sondern wirklich virtuell-analoge Synthese. Damit spart man sich im Prinzip ein weiteres Keyboard.“
„Wie setzt ihr denn grundsätzlich die Studioproduktionen soundmäßig für die Konzerte um?
Henning Verlage: „Easy. Sind ja die gleichen Sounds. Also es ist jetzt nicht so, dass ich im Studio nur den KRONOS benutze, da hab ich ja etliche Tools. Aber trotzdem: Dadurch, dass alles drin ist, kriegt man Sounds auch schnell umgesetzt.“
Habt ihr Backups?
Arne Augustin: „Meine Backup-Variante ist diesmal sehr abenteuerlich, ich hab als Backup die MicroStation mit dabei, auf der ich versucht hab, einen Großteil der Sounds noch mal nachzuprogrammieren. Hat nicht ganz die Qualität vom KRONOS, wurde bislang aber Gott sei Dank auch noch nicht gebraucht.“
Henning Verlage: „Ich hab ja noch den TRITON Extreme, den R3 hab ich noch, das KORG KAOSS Pad, einen microKORG – also Krach machen kann ich immer.“
Henrik Böhl: „Ich hab das Ganze über Rechner gelöst. Falls irgendetwas schief geht, kann ich darüber Produktionssounds bedienen und quasi eine Mini-Tastatur. Das ist ganz wichtig – weil es mit Staubkind in der Support-Funktion natürlich auch unser Job ist, so unkompliziert wie möglich zu sein. Das heißt, mein ganzes Setup ist darauf ausgelegt, dass wir eigentlich in zwei Minuten auf der Bühne sind, ich das alles abfahren kann, aber auch nach der Show in zwei Minuten wieder runter bin. So habe ich ein gutes Gefühl, ganz egal was auch passieren mag, denn ich weiß: Wir könnten trotzdem unsere Show zu Ende fahren – und wahrscheinlich würde es draußen nicht einmal groß bemerkt werden.“
Na dann kann ja nichts mehr schief gehen.
EQUIPMENT ANDREAS BOURANI
- SV-1
EQUIPMENT HENNING VERLAGE
- KRONOS
- microKORG XL
- KP3
- KAOSSILATOR Pro
EQUIPMENT ARNE AUGUSTIN
- KRONOS
- SV-1
- M3 XP
- microSTATION
- microKEY
- microPIANO
Produktinformationen
SV-1 Black
STAGE VINTAGE PIANO
microSTATION
MUSIC WORKSTATION
microKEY
USB-POWERED KEYBOARD
microPIANO
DIGITAL PIANO
KRONOS
MUSIC WORKSTATION
microKORG XL
SYNTHESIZER/VOCODER
KAOSS PAD KP3
DYNAMIC EFFECT / SAMPLER
M3XP
MUSIC WORKSTATION / SAMPLER
KAOSSILATOR PRO
DYNAMIC PHRASE SYNTHESIZER / LOOP RECORDER