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Extras

Künstler

2014.12.19

Rami Jaffee > Foo Fighters & The Wallflowers

Vom Wallflower zum Foo Fighter

Rami Jaffee und das SV-1

Rami Jaffee hatte in seiner Heimatstadt LA dank unzähliger Studio-Sessions reichlich Gelegenheit, seinem Keyboardtalent den letzten Schliff zu geben. Nach der Zusammenarbeit mit Jakob Dylan in The Wallflowers gründete Rami mit dem Sänger Pete Yorn und Marc Dauer die Firma Trampoline Records, weil sie sich noch aus The Kibitz Room-Zeiten im Hinterhof von „Cantor’s Deli“ kannten. Außerdem betreibt Rami Jaffee mit Ran Pink die Fonogenic Studios in Van Nuys. Zusätzlich zu seinen zahlreichen Studiogigs spielt Rami seit einiger Zeit bei den Foo Fighters. Ramis Begeisterung für „Vintage“-Geräte ist es zu verdanken, dass er sich als einer der Ersten überhaupt für ein KORG SV-1 Stage Vintage Piano entschieden hat. Vor kurzem ergab sich die Gelegenheit, mit Rami über seine musikalische Laufbahn zu sprechen.

Wann hast du mit den Keyboards begonnen? 

Ich hatte Jahre lang Klavierunterricht und beschloss eines Tages, mit meinem bei Bar Mitzvahs verdienten Geld das Guitar Center zu besuchen, um mir dort etwas Elektrisierendes zu kaufen! Seither kriege ich den Hals einfach nicht voll.


Welche Keyboarder haben dich am meisten beeinflusst? 

Oh, Einflüsse gibt es genug. Mein größtes Vorbild ist aber ganz klar Benmont Tench [Tom Petty & the Heartbreakers], weil er in vielerlei Hinsicht Spitzenklasse ist! Er hat wahnsinnig viel Talent und kann das Ebenholz und Elfenbein so bearbeiten, dass es irgendwann explodiert und wir alle schluchzen. Seine meist schlichten Parts und Melodien fügen sich immer perfekt in die Songs ein. Er nutzt sein umfassendes Musikverständnis nämlich zum Entwickeln von Riffs, die jeder zwar nachspielen kann, die aber trotzdem selbst anspruchsvollste Musiker vom Hocker reißen! Ich versuche nun schon seit unserer ersten Begegnung vor 20 Jahren, es ihm gleichzutun und habe damit Millionen verdient, Gold- und Platinalben eingespielt, Grammys® gewonnen und viele Menschen berührt. Vor allem letzteres ist mir dabei wirklich wichtig, weil das seit jeher mein Ziel ist! Journalisten, die es wissen müssen, nennen diesen Stil „lyrisch“. 


Gibt es noch weitere? 

Andere Musiker, denen ich schon die eine oder andere Note geklaut habe, sind Garth Hudson, Richard Manuel, Richard Wright, Al Kooper, Allan Toussaint, Professor Longhair sowie ein paar Zeitgenossen… Zac Rae, Derek Silverman, Ran Pink. Momentan haben Keyboarder Hochkonjunktur!


In welcher Hinsicht unterscheidest du dich deiner Meinung nach von anderen bekannten Keyboardern?

Schwer zu sagen. Ich hoffe natürlich, dass es vor allem die Gabe ist, meinen Mitmusikern beim Spielen zuzuhören und dass ich schnell kapiere, wohin die Reise gehen soll. An sich ist das eine eher leichte Übung, die ich aber nur beherrsche, weil ich weiß, wie sich meine Sounds verhalten und wozu sie in der Lage sind. Schließlich benutze ich sie schon seit Jahren. Ich kenne viele Musiker mit ebenso viel Sachverstand wie ich, die aber immer noch viel zu viel über ihren Sound nachdenken und dabei ihr Talent vernachlässigen oder eitel werden. Mein Rat für angehende Keyboarder lautet daher: Lerne deine Sounds durch und durch kennen, damit du beim Spielen vor allem auf die Mitmusiker achten kannst. So baust du dein Selbstvertrauen auf. Und da die meisten meiner Parts nicht besonders anspruchsvoll sind, ist mein Selbstvertrauen entsprechend groß. Bisher hat dieser Ansatz jedenfalls funktioniert: Die Produzenten sind zufrieden, die Künstler rufen immer wieder an und bei den Mädchen klappt es auch recht gut. Damit ist doch alles gesagt… 


Die letzten beiden Jahre waren ja relativ hektisch, weil du einerseits bei den Foo Fighters gespielt und andererseits unzählige Sessions absolviert hast. Gab es da etwa noch andere Dinge? 

Na ja, die Foos haben mich zwar von Arena zu Arena geführt und auf Wolke sieben gehoben, aber es blieb immer noch Zeit zum Erkunden anderer Dinge. Gemeinsam mit Ran Pink bin ich nämlich Eigentümer der Fonogenic Studios in Van Nuys (Kalifornien). Da läuft es momentan blendend. Dave Grohl war z.B. da, um mit mir einen Song für ein Sony Playstation-Spiel zu schreiben, Macy Gray kam letzten Monat, um mit uns einen Song zu komponieren, ich habe dort mit Don Was am neuen Kristofferson-Album gearbeitet – und die Fall Out Boys waren ebenfalls bei uns!


Eine ziemlich eklektische Mischung…

Tja, wir haben überall unsere Hände im Spiel. Vorurteile haben wir nämlich keine. Außerdem organisieren wir dort zwei Mal pro Jahr wilde Partys, die demnächst wahrscheinlich sogar monatlich stattfinden und dann für das Internet gefilmt werden. Wir versuchen, so viele Künstler wie möglich in einem unkonventionellen Umfeld aus Lightshow, Tänzern, Taco-Buden, Seifenblasen und Rauch zu präsentieren. Ach ja: und die Bar ist natürlich auch sturmfrei. Ich glaube, ich hege immer noch den Wunsch, dieses Land besser und vor allem kunstliebender zu machen – denn das ist doch mein Auftrag, oder? Alles Weitere dazu steht demnächst auf unserer Webpage! 

Du hast dir als einer der Ersten überhaupt ein KORG SV-1 Stage Vintage Piano zugelegt. Was gefällt dir denn am meisten daran?  

Wenn man weiß, dass ich in Hollywood aufgewachsen bin und deshalb sehr auf Äußerlichkeiten achte (was einem wahrscheinlich nicht sofort auffällt, wenn man mich sieht – frag’ nur mal meine Tochter!), wundert es wahrscheinlich nicht, dass ich allen voran den Look des SV-1 nenne! Ich weiß, ich weiß… wie oberflächlich von mir. Aber zu meiner Entschuldigung kann ich anführen, dass ich auf unzähligen Aufnahmen und bei vielen großen Konzerten spiele. 


Auch uns war das Design wichtig, weil das nun einmal zu einem echten „Vintage“-Vibe gehört. Wie gefallen dir denn die Sounds, Rami?  

Die Sounds sind super und können schnell aufgerufen werden. Ich rate Keyboardern, die es so weit bringen möchten wie ich, immer: „Spiel was Einfacheres, Mann! Die Mädchen kannst du mit den endlosen Tonleitern und superschnellen Läufen jedenfalls nicht beeindrucken!“ Dieses Instrument regt geradezu zur effektiven Schlichtheit an. Man braucht nur einen Blick darauf zu werfen, um zu kapieren, dass man diesen Regler nach links drehen und jenen Taster drücken muss. Simpel, effektiv und geradeaus. Die vielen Speicher und übergroßen Displays anderer Teile sind einfach nicht mein Ding. Vielmehr entspricht das Konzept dieses Keyboards exakt meinem Ansatz: Spiele gut, übertreibe nicht, höre den Bandmitgliedern zu, füge dich in das Gesamtbild ein – und versuche dabei so umwerfend wie möglich auszusehen. Haha haha ha. Irgendwie witzig, aber wahr. Von mir aus kannst du dich auch totlachen: Ich für meinen Teil wohne jedenfalls inzwischen in Malibu! 

Benutzt du auch andere KORG-Instrumente? 

Neulich hatte ich seit längerem mal wieder eine Affäre mit einem KORG-Instrument. Bis dahin war ich eher der eingefleischte „Vintage“-Typ, der mit den ganzen Tritons usw. nichts am Hut hatte (obwohl ihre Wurli-Sounds anscheinend nicht von schlechten Eltern waren). Eines Tages habe ich aber während eines Flugs nach Brasilien mit einem microKORG herumgespielt. Stell dir vor – da saß ich während eines Nachtflugs mit dem kleinen Licht über mir und grölte in waschechter Vocoder-Manier „Do u wanna party tonight“! Ich war begeistert. Seither verlasse ich mich für die Moog-Sounds auf diesen Winzling. 


Wo hast du den microKORG denn schon gebraucht? 

Selbst für „YYZ“ in Toronto habe ich ihn ausgepackt, wo Taylor Hawkins und ich mit Geddy [Lee] und Alex [Lifeson] vor einer ausverkauften Arena spielten. Am Schluss spielt Geddy traditionell etwas auf seinem Oberheim. Bei den Proben habe ich mal einen [microKORG] Sound aufgerufen, wie er fetter nicht sein kann. Er meinte nur lapidar: „OK, dann spiele ich auch in dem Titel Bass. Bisher bin ich nie dazu gekommen, weil ich mich ja an den Synthi stellen musste.“ 


Der microKORG gefällt dir also offensichtlich. Umfasst dein Rig noch andere KORG-Geräte? 

Ich habe immer eine KORG CX-3 als Reserve für meine [Hammond] B3 dabei, falls letztere nicht durch die Tür passt! Und mit den KAOSS-Pads verbringe ich auch eine Menge Zeit. Die finde ich nach wie vor besser als die Prozessoren von Line 6. Schon allein die zahlreichen Zufälle sind das Eintrittsgeld mehr als Wert! 


Danke, dass du dir für uns Zeit genommen hast, Rami!
Wir wünschen dir alles Gute.