0123456789
list icon
list icon

Extras

Künstler

2014.01.01

Marcus Meyersieck > DJ Ötzi

Marcus Meyersieck ist einer der kreativen Köpfe
hinter dem Erfolgsprojekt DJ Ötzi



IM AUFTRAG DER GLÜCKSEELIGLEIT
Ob Gerhard Friedle a.k.a. DJ Ötzi in seinem Leben jemals Erika und Helmut Simon aus Nürnberg und Nikolaus Glattauer aus Wien getroffen hat? Für die Geschichte, die just in diesem Moment beginnt, ist diese Frage durchaus von größerer Relevanz. Irgendwie jedenfalls.

„DJ“ als Teil des Künstlernamens ist von mittelmäßiger Kreativität, „Ötzi“ hingegen ein aus Marketingsicht genialischer Schachzug. Und an dieser Stelle kommen die Herrschaften Simon und Glattauer ins Spiel. Dieser deutsch-österreichischen Koproduktion ist die Entdeckung und Namensgebung des wenig friedliebenden Mannes im Eis zu verdanken, damals, Anno 1991. Jenem konservierten Liebling des Boulevard, der mutmaßlich hinterrücks gemeuchelt sein Ende fand. Dass aus diesen, zugegebenermaßen, schon irrwitzigen Umständen und der kreativen Idee ebenso leidenschaftlicher Manager eines der erfolgreichsten Musikprojekte im deutschsprachigen Raum werden würde, ist ein bisschen Glück, immens viel harte Arbeit und ebenso das Ergebnis eine weiteren deutsch-österreichischen Kooperation. Der Keyboarder und MD des gebürtigen Tirolers DJ Ötzi ist Marcus Meyersieck, ein fußballverrückter Dortmunder Jung, Soundtüftler, gefragter Tontechniker, Betreiber eines der renommierteren Studios im Lande des Weltmeisters, kreatives Multitalent. Der begeisterte KORG-Künstler ist seit rund zehn Jahren mitverantwortlich für die Dauerpräsenz des DJ Ötzi auf den mitunter doch recht schmalen Erfolgsspuren des Genre. Sein Knowhow ist Basis der absolut zu Unrecht belächelten Liveshows, die mit und ohne Fernsehkameras längst ohne Halb- oder Vollplaybacks funktionieren. Ein passionierter Überzeugungstäter, der mit dem DJ als charismatischem Frontmann und seinen Mitmusikern gerne unterwegs ist im Aufrag der Glückseligkeit.

„Seit ich 2004 bei DJ Ötzi eingestiegen bin, haben wir den ‚Anton aus Tirol‘ sicher rund eintausend Mal live gespielt“, gibt Meyersieck mit einem Schmunzeln zu Protokoll, um dann lachend anzufügen: „‚Ein Stern (der deinen Namen trägt)‘ fällt da mit etwa siebenhundert Wiederholungen fast schon ab. Der Song kam aber auch erst 2007 in unser Leben.“ Nach der Anzahl der gegrüßten Babys und Opus-Coverwiederholungen fragen wir besser nicht, zu beeindruckend die Halbwertszeit der vielen, vielen, vielen Hits mit Ötzi-Qualitätssiegel, dargeboten von bockstarken Musikermenschen.

Übrigens Herrschaften: Wenn der Tastenmann Meyersieck „gespielt“ sagt, meint er tatsächlich auch gespielt. Der Status „live“ ist für DJ Ötzi und seine Musikantenriege längst mehr die Regel, denn die Ausnahme und dieser Umstand war für Marcus Meyersieck auch überhaupt erst die Eintrittskarte in den Olymp der Unterhaltung. „Das damalige Management von Gerry Friedle hatte seinen Sitz in der Nähe meiner Heimat Dortmund. Sie betrauten einen befreundeten Musiker mit der definitiv nicht leichten Aufgabe, eine Band für das Projekt DJ Ötzi zusammenzustellen“, erinnert sich Meyersieck. „Bis zu diesem Zeitpunkt war die Bühnenperformance vor allem mit Hilfe von Halbplaybacks umgesetzt, mit Hilfe einer Band sollte das Programm live auf die Straße gebracht werden. Es war tatsächlich dann in meinem Studio, wo das Livekonzept für DJ Ötzi entstand: Weg vom langweiligen Sound einer Top 40-Coverband, nah ran an die Produktion, aber eben live spielen, mit allen Herausforderungen, Möglichkeiten und Problemchen. In diesem Zusammenhang war es für mich persönlich sicher von Vorteil, nicht nur professioneller Musiker zu sein, sondern eben auch meine Erfahrung als Tontechniker einzubringen.“

Das Konzept steht für das, was man gemeinhin Erfolg nennt, und in diesem Fall ist Erfolg kaum noch mit Worten zu beschreiben. Man neigt in diesen rückblickenden, analytischen Situationen schnell zu vergessen, wie viel Arbeit hinter den schönen Zahlen und Statistiken und dem angenehmen Lebensstil dies- und jenseits der Bussi-Gesellschaft steckt; rund 16 Millionen Tonträger verkaufen sich nicht von alleine, eine gewisse Wettkampfhärte tut bei allen Beteiligten Not. Musikalische Substanz braucht es ohnehin und auch die beteiligten Künstler sollten handwerklich den ersten Reihen der Branche entstammen. Die oft in unterschiedlichen Zusammenhängen erzählte private Geschichte von Gerry Friedle ist zweifelsohne in einen kausalen Zusammenhang zu bringender Aspekt dieses Erfolgs. Der gelernte Koch, in Kindheits- und Teenagerjahren zwischen leiblicher Großmutter und Pflegeeltern hin- und und hergeschoben, kennt das Phänomen, das englische Songwriterkollegen mit Hang zu populistischer Lyrik „dog days of summer“ nennen, eine Phase destruktiver, lethargischer Stagnation, in seinem Fall geprägt durch Flucht aus der Heimat, die sich wahrscheinlich nie so anfühlte, Obdachlosigkeit, fehlenden Zukunftsperspektiven und einer Profession, die für die Stars der Szenerie, die Rachs oder Lafers, sicher auch etwas mit Kreativität zu haben, für die Mehrzahl der Köche in unserer Zeit aber hat ihr tägliches Handwerk so viel mit Kreativität zu tun wie Bob Dylan mit schniekem Gesang. Klar, dass die Küche nicht die primäre Lokation für Gerry Friedle war, seine übersprudelnde Energie zu den Menschen zu bringen. Und Musik, das war doch seine Welt. Diese tragikomische Biographie formte eine treue Seele, einen empathischen Entertainer und sehr zu respektierenden Sänger, dem man eben auch die sechshundertdreiundfünfzigste Wiederholung des „Sterns“ abnimmt. Und selbstverständlich trägt der von Abend zu Abend unterschiedliche Namen. Dieses Projekt muss Erfolg haben, daran wird auch die Zukunft nichts ändern.
Wenn der Tastenmann Meyersieck „gespielt“ sagt, meint er tatsächlich auch gespielt. Der Status „live“ ist für  DJ Ötzi und seine Musikantenriege längst mehr die Regel, denn die Ausnahme.

Dieses Equipment ist im Falle von Marcus Meyersieck ein technischer wie optischer Leckerbissen.

„Im Grunde ist DJ Ötzi sicher Mitbegründer des neuen Schlagerbooms, auch wenn er musikalisch überhaupt nicht unbedingt konsequent in diese Ecke gehört“, erklärt Marcus Meyersieck. „Die Grenzen zwischen deutschsprachigem Pop und Schlager verschwimmen in diesen Tagen ohnehin zusehends. Schaut man sich Gerrys Album ‚Hotel Engel‘ an oder den Nachfolger ‚Du und ich‘, ist das eine Seite von ihm, die mit Partyschlager nichts zu tun hat.“ Ohnehin sei auch an dieser Stelle konstatiert, dass man volkstümlicher Musik oder auch dem Schlager viel unterstellen kann, aber sicher keine handwerklich-musikalische Banalität. „Live gespielt sind die Songs nicht leichter oder schwerer als solche aus anderen Genres“, bestätigt der Fachmann. „Eingängige Melodien bedeuten sicher nicht automatisch musikalische Banalität.“

Damit wäre dann auch der Bogen wieder gespannt zur harten Arbeit, die das beruflich bedingte Partyleben für diese sicher nicht gewöhnliche Band mit sich bringt. Ob Mallorca oder Zermatt, St. Anton oder Sylt, das Prozedere am Auftrittstag bleibt gleich. „Sind wir der Hauptact, gibt es morgens den Soundcheck. Haben wir neue Songs am Start, werden die einmal komplett durchgespielt. Da die Band aber aus richtig guten Musikern besteht, konzentrieren sich diese Proben tatsächlich auch darauf. Der wohl wichtigere Teil des Einübens findet in den eigenen vier Wänden statt, lange vor den Gigs. Es kommt bei Auftritten immer mal wieder auch vor, dass wir nur die Chance auf einen Linecheck bekommen; dann ist es von unschätzbarem Vorteil, dass wir mit eigenem Equipment unterwegs sind.“

 

Dieses Equipment ist im Falle von Marcus Meyersieck ein technischer wie optischer Leckerbissen. Dass Marcus Meyersieck KORG-Sounds mag, kommuniziert er mit Überzeugung immer wieder auch öffentlich. Mit dem M3 XP 61 passt sich der Dortmunder aber gleichzeitig auch bewusst an die präferierte DJ Ötzi-Bühnenfarbe Weiß an. Diese Workstation ist nicht einfach nur Weiß, dieses Weiß ist ein hübsches Weiß, ein unschuldiges, energetisches, kreatives Weiß. „Die Farbe ist natürlich der Hit“, jubiliert das Kind im Meyersieck, um im gleichen Moment darauf zu verweisen, dass es ja „um den Sound“ gehe. Selbstverständlich. Ein Schelm, wer in diesem Moment das Augenzwinkern ignoriert. Guter Typ dieser Meyersieck. In Rekordzeit schafft er es dann auch zurück zu seinem Lieblingsthema: „Ich bin seit KORG M1-Zeiten dabei, und dieses Instrument hat mich damals so umgehauen, dass ich KORG mit wachsender Begeisterung treu geblieben bin.“

„Es ist Zeit“ heißt das Album von DJ Ötzi aus dem Jahr 2013

Auf Tour mit DJ Ötzi bedeutet in regelmäßigen Abständen auch ungewöhnlichen Stress für Mensch und ernstzunehmende Belastungen für das Material. Auch in dieser Disziplin ist Marcus Meyersieck von seinem Handwerkszeug angetan. „Wir haben mal auf dem Sonnendeck des Kreuzfahrtschiffes ‚Aida‘ bei derart hohem Seegang gespielt, dass unser Equipment trotz der Höhe nass wurde.“

Immer wieder kommt der Ötzi dem Ötzi mit Auftritten auch so nah, dass der Mumienmann die Musik mit Lizenz zum glücklich sein von seinem geliebten Namensvetters tatsächlich hören könnte, wäre da nicht dieses unschöne Ableben vor immerhin mittlerweile gut 4000 Jahren durch Pfeil und Bogen eines unbekannten Verfolgers. Shows inmitten bombastischer Skigebiete gehören für den Ruhrpottler Meyersieck längst zu diesem sehr speziellen DJ Ötzi-Kosmos. Seine Sportartpräferenzen bringen aber auch die höchsten Gipfel nicht durcheinander. Einmal Fußballer, immer Fußballer. Einmal BVB, immer BVB. Und so mündet die spannende und humoristisch wertvolle Recherchekommunikation mit Marcus Meyersieck in einer aus seiner Sicht so rhetorischen Frage, wie sie rhetorischer gar nicht sein könnte: „Selbstverständlich wird Dortmund 2015 Deutscher Fußballmeister!“ Was wohl der Ötzi dazu sagen würde? Oder der Andere? Oder Erika und Helmut Simon? Oder Nikolaus Glattauer?

Der M3XP 61 wurde von KORG bis 2013 produziert. Das aktuelle Nachfolgemodell ist der KORG KROME.

Die Hits von DJ Ötzi lassen sich besonders gut auf einem KORG Pa-Keyboard mit MUSIKANT Lokalisation spielen.