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Extras

Künstler

2014.01.01

Martin Kilger

Der Sound:scaper

Im Jahr 2004 bereist ein musik- und filmbegeistertes deutsches Team den afrikanischen Kontinent. Dort, an der Goldküste Ghanas, werden sie die „Soundscaper“ genannt. Martin Kilger, damals noch Student an der Kölner Kunsthochschule für Medien, hat die Leute zusammengetrommelt, um im Rahmen seiner Diplomarbeit Eindrücke zu sammeln. Er will etwas nach Hause mitbringen: inspirative Bilder und vor allem neuartige Klänge. Zu Hause ist Martin Kilger in der deutschen Popmusikszene. Das nahm früh seinen Anfang: „Ich habe schon mit sechs Jahren begonnen Schlagzeug zu spielen. Und mit zwölf dann irgendwie gemerkt, dass das für mich nicht alles ist“, berichtet er. „Also habe ich angefangen Klavier zu spielen, auf so einem 80 Jahre alten Kasten.“ Es folgt bald ein E-Piano, mit 17 Jahren gewinnt er einen Gesangwettbewerb und schon 1996 beweist er sich als „Keyboarder des Jahres“ beim Deutschen Rockpreis und beginnt 2000 als Sub-Keyboarder bei den Söhnen Mannheims. Er bleibt ihnen verbunden, später auch als Regisseur vielfach nominierter Musikvideos. Martin Kilger ist nicht nur Keyboarder, sondern ein Künstler der Tasten. Intuitiv und überzeugend versteht er es, sich an Themen heranzutasten. So entstand aus dem Projekt Sound:scape-africa eine Live-Performance und eine Musik-DVD sowie die Band Sound:scaper.

KORG im Gespräch mit Martin Kilger

Dein erstes Album „Leicht“ präsentiert ausgefeilte groovige wie auch sanft-melodische Songs.

"Das Album habe ich komplett selbst auf den Weg gebracht, produziert und dazu ein Label gegründet. Es fehlte noch an Mitteln und Kontakten – und dadurch ist das alles in einem zum Studio umgebauten Schweinestall entstanden. Wir haben uns drei Jahre lang gequält, aber sehr detailgetreu gearbeitet und viel an den Sounds rumgeschraubt. Das war die Vergangenheit. Jetzt geht’s um das, was kommt."


Der Blick nach vorn hat guten Grund. Du hast eine neue Single herausgebracht: „Unendlich frei“. Und am 16. Oktober erscheint dann dein zweites Album. Wie ging die Arbeit daran voran?

"Diesmal hatte ich die Möglichkeit über meinen Verlag AMV Talpa in einem Joint-Venture eine Produktion zu stemmen und in großen Studios aufzunehmen, also in den Home Studios in Hamburg oder im Hansa Studio in Berlin. Da gibt es ganz andere Möglichkeiten soundtechnisch zu arbeiten.“


Unter anderen stand dir Franz Plasa als Produzent zur Seite, der zum Beispiel schon mit Udo Lindenberg und Echt zusammengearbeitet hat ...

"... und mit Selig. Ich ging zu Franz Plasa, weil ich wußte: Der hat Selig produziert. Und Selig sind echt geil, bis heute die beste und coolste deutsche Band. Außerdem wollte ich das zweite Album rockiger machen, mit ein bisschen mehr Gitarren und einfach fetter. Nach einem Probesong haben wir uns entschieden zusammen ein Album mit 15 Titeln zu produzieren. Die kreative Zusammenarbeit war immer sehr bereichernd."


Selbst sagst du, Musiker wie Jerry Lee Lewis, Johnny Winter und später Udo Lindenberg und Selig haben dich geprägt. Deine Musik legt Vergleiche zu anderen deutschen Künstlern nahe. Und schnell wirst du stilmäßig zwischen Herbert Grönemeyer und Mannheim eingeordnet. Aus welchem Grund heißt das neue Album „Wofür ich steh“?

"Die Diskussion, was man zu meiner Musik sagen kann, kam seitens Verlagen und Plattenfirmen auf. Sie konnten das nicht greifen und fragten: Wofür steht Martin Kilger eigentlich? Da habe ich zusammen mit einem Co-Writer in 20 Minuten als Antwort einen Songtext geschrieben: „Bitte fragt mich nicht. Jeder steht für sich.“ Und das war dann auch das zentrale Motto für mich, weil mir die Fragerei ziemlich auf den Nerv gegangen ist. Klar kann ich mich in der rockigen Singer-Songwriter-Ecke ansiedeln. Aber letztendlich stehe ich nicht für einen Musikstil, sondern für mich. Das heißt, man muss es anhören – dann hört man auch, wofür ich steh."

Zumindest stehst du für eigenständige Texte und eigenständigen, handgemachten Sound. Bei den Aufnahmen habt ihr dafür ja auch auf Flügel aufgenommen und außerdem einige Kult- und Retro-Instrumente eingesetzt, wie das Wurlitzer, die Hammond B3 oder das Fender Rhodes. Wie konnte dein eigenes Keyboard, der KORG M3XP-88, sich da behaupten?

"Franz Plasa hatte sich erstmal dagegen gewehrt, als ich das Teil angeschleppt habe. „Das kommt mir nie ins Haus“, hat er gesagt – und irgendwann doch gemerkt, dass es klingt und gemeint:. „Ja, lass uns mal das KORG mit reinnehmen.“ Zurecht, denn der M3XP hat einen super Klaviersound und eine klasse Klaviertastatur. Man ist viel flexibler als mit einem Flügel. Vor allem, wenn man nicht den Klang eines ganz bestimmten Flügels haben will. Und wenn man MIDI-mäßig noch etwas machen möchte, ist es einfacher und schneller mit dem KORG zu arbeiten. Und es klingt genauso gut, manchmal sogar besser."

Und trotzdem tut es gut auch mal ein, sagen wir: Original-Rhodes zu spielen?

 "Natürlich. Die Tasten funktionieren teilweise nicht richtig, sind oft verstimmt, jede klingt unterschiedlich. Der Rhodes-Sound aber ist – wie auch der Orgel-Sound – beim KORG super authentisch nachgeahmt und lässt sich damit auch live sehr gut nachempfinden. Ich bin nämlich eigentlich lieber auf der Bühne. Und kann es derzeit kaum erwarten, im Oktober auf Tour zu gehen, kurz nachdem das Album erscheint."


Was ist anders auf der Bühne?

"Bei Liveauftritten bekomme ich direktes Feedback zu meiner Musik. Wenn ich im Studio arbeite, dann wird das gefiltert von Musikern, Managern, Produzenten. Was auf der Bühne passiert, passiert live. Das ist einfach ein spannendes Erlebnis. Vorher ein bisschen Adrenalin und dann gucken, was passiert, und einfach genießen. Das ist das Größte."


Wenn du den KORG M3XP nicht gerade auf der Bühne oder für eigene Studioaufnahmen nutzt, auf was möchtest du darüber hinaus nicht verzichten?

"Ich habe mal als Musical Director mit Jennifer Paige zusammengearbeitet. Da habe ich den Sequenzer des M3XP genutzt, um Playbacks und Piano und Synthie-Sounds abzufahren. Das lief also praktisch alles über ein Instrument und das war genial. Vorher habe ich ein Yamaha C3000 gespielt und da war ich sehr eingeschränkt mit den Sounds und musste immer den Laptop dazu nehmen. Ich hatte bisher immer Keyboards, bei denen ich immer etwas eingeschränkt war, entweder bezüglich der Tastatur oder des Samplings oder des Sequenzers. Jetzt aber habe ich alles in einem Teil und das auch in reichem Maß. Das hat mich begeistert an dem KORG, dass es für jeden ausreichend Möglichkeiten bietet. Du kannst damit in einer Bluesband spielen oder auch in einem experimentellen Elektronikprojekt. Jeder kriegt das, was er will."


Womit wir wieder beim eigenen Stil wären. Was dürfen wir von dir und deinem Instrument in der Zukunft erwarten?

"Viele neue CDs, die ich an Land werfe. Ein neues Album, noch ein neues Album. Man darf von mir erwarten, dass ich nicht aufgebe."


Das hört sich nach einer unerschöpflichen Energie- und Inspirationsquelle an.

"Die Inspiration nehme ich aus dem Alltag. Jeder Mückenschiss dient einer kleinen Idee und kann ausgearbeitet werden. Ich halte ständig die Augen offen. Die Energie für neue Songs, Recordings und Auftritte kommt einfach so. Ich bin ein Stehaufmännchen. Wenn etwas schief geht, nehme ich es meist zum Anlass es nochmals anzugehen – wenn es geht, besser als bisher."