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Künstler

2017.04.26

Wolfgang Schwalm > Wildecker Herzbuben

Mit über 30 Millionen verkaufter Exemplare ihres Hits „Herzilein“ zählen die Wildecker Herzbuben zu den erfolgreichsten Künstlern der vergangenen Jahrzehnte. Wolfgang Schwalm, der jüngere der beiden Musikanten erzählt, wie es zu diesem Erfolg kam, welche Besonderheit man noch heute in der Aufnahme hören kann und warum er sich für seinen neuen Pa4X MUSIKANT von KORG entschieden hat.

 

Wolfgang Schwalm ist Musiker durch und durch. Ganz gleich, ob man seinen Erläuterungen bei der Arbeit mit einer DAW lauscht oder seinen zufriedenen Gesichtsausdruck sieht, wenn er auf dem Pa4X MUSIKANT jazzt. Musik ist sein Ding, und das nun schon seit vielen Jahren. „Begonnen hat meine Musikerkarriere 1969, als ich Organist bei den Curocas wurde“, erzählt der studierte Lehrer. „Wir haben verschiedene Auftritte gespielt, aber 1971 bin ich dort wieder ausgestiegen, da es einige Probleme gab. 1974, ich hatte gerade geheiratet, fragten die Curocas erneut an, allerdings suchten sie nun einen Trompeter. Da dies mein Hauptinstrument ist und damals dort gutes Geld verdient wurde, sagte ich spontan zu“, erzählt Wolfgang Schwalm und fährt fort: „Dort habe ich dann auch meinen Kollegen Wilfried Gliem, den zweiten Mann bei den späteren Wildecker Herzbuben, zum ersten Mal getroffen. Er war gerade neu bei den Curocas eingestiegen und wir beide haben die Band dann verändert und neu aufgebaut.“


BÄLLE, GALAS UND TRICKS FÜR EINEN SATTEN LIVE-KLANG


Zu der Zeit war die Formation einzigartig, denn sie umfasste neben der Rhythmus-Sektion mit Schlagzeug, Bass, Gitarre und Keyboard auch vier feste Sänger sowie eine Bläser-Sektion mit Trompete, Posaune und Saxophon. Wolfgang Schwalm erinnert sich noch gut: „Das war natürlich ein beeindruckender Klang, den wir hingelegt haben und schnell wurden wir für große Galas gebucht. Das nahm immer mehr zu, weil die Leute damals den typischen Bigband-Sound mit angestaubten Swing-Nummern nicht mehr so toll fanden. Da kamen wir daher und haben die Hitparade hoch und runter gespielt.

Richtig ab ging es dann Ende der 1970er durch einen wunderbaren Zufall, als die Band für den Silvesterball im Canadian Pacific Hotel in Hamburg ausgefallen ist. Da unser Schlagzeuger einen Kontakt dahin hatte, wurden wir gefragt und haben den Abend gerockt. Das war schon sehr beeindruckend, denn der Eintritt kostete 999,- DM, das war ja unvorstellbar teuer. Es waren viele Promis dabei und obwohl das Hotel eigentlich jede Band nur einmal gebucht hat, haben wir in den nächsten zehn Jahren zu jedem Jahreswechsel dort losgelegt.“

Mit dieser Veranstaltung öffneten sich ganz neue Türen für die Curocas und die ersten Anfragen für noch größere Bälle trudelten ein. „Wir haben dann immer häufiger vor bis zu 3.000 Leuten gespielt und waren überall in Deutschland unterwegs. Die Lufthansa hat sogar mal einen Ball vom Wochenende in die Woche verlegt, weil wir an dem Samstag nicht konnten und man uns aber auf jeden Fall dort haben wollte“, erzählt Wolfgang Schwalm und fährt fort: „Wir waren schnell als die Band mit den zwei Dicken bekannt und natürlich aufgrund unseres frischeren Sounds und dem abwechslungsreicheren und aktuelleren Programm, das wir gespielt haben, sehr gefragt.“

Ein wichtiger Bestandteil der Curocas war die Bläser-Sektion, die zusammen mit den Gesängen den Band-Sound geprägt hat. „Es gab keinen Abend, an dem nicht ein Reporter nach dem Tonbandgerät gefragt hat. Die haben alle gedacht, wir arbeiten mit Playbacks. Niemand wollte glauben, dass man einen so satten Klang mit dieser Besetzung live hinbekommt“, meint Wolfgang Schwalm grinsend. „Dabei habe ich einfach ein paar andere Tricks angewandt, die aber keiner mitbekommen hat. Wenn wir Sachen von James Last spielten, habe ich die Bläser mit einem Doubling (Doppler)-Effekt aufgeblasen, sodass wir wie ein Orchester klangen. Zudem hatte ein Kollege einen Tonabnehmer am Mundstück seiner Posaune, dessen Signal in eine Art Oktaver von Vox lief. Dann klang seine Tenor-Posaune so, als läge da noch eine Bass-Posaune drunter. Das war natürlich genial.“

Eine weitere Besonderheit, die die Curocas damals nutzen, um ihren Sound zu optimieren, waren zwei getrennte Beschallungsanlagen. „Ich habe immer zwei PAs genutzt“, verrät Wolfgang Schwalm. „Eine war nur für den Gesang zuständig und über die andere liefen alle Instrumente. Das hat einen sehr klaren und luftigen Sound erzeugt, den man damals nur selten bei anderen Bands hören konnte.“

Dank dieses Klangs und dem aktuellen und frischen Programm der Curocas nahmen die Auftritte immer mehr zu und man spielte auch mit anderen Kollegen zusammen. „Wir waren viel mit Udo Jürgens unterwegs und beim Bundespresseball in Osnabrück habe ich mit Peter Alexander gejazzt.“ 1985 wurden die Curocas zur Begleitband von GG Anderson, auch wenn der sich anfangs noch zierte, wie sich Wolfgang Schwalm erinnert: „GG sollte auf einem Fest hier in der Gegend spielen, wollte aber am liebsten ohne Band auftreten, da er gerade vorher in Berlin mit Paul Kuhn und seiner Band gespielt hatte. Das hatte ihm zwar gefallen, aber es war für ihn eher so, als hätte Paul Kuhn mit einem Sänger gespielt, es klang nicht nach GG Anderson. Wir haben ihm dann versprochen, dass die Curocas dafür sorgen, dass er genau wie er selbst und auf den Playbacks klingen würde.“ Die Band lud ihn in den Proberaum ein und spielte einen Song zusammen mit ihm. „Der war so baff, wie das klang, dass er vor lauter Begeisterung nicht mehr weitersingen konnte. Und ab diesem Zeitpunkt waren wir seine Begleitband.


"SOWAS SINGE ICH NICHT!" - DIE GRÜNDUNG DER WILDECKER HERZBUBEN


1989 waren die Curocas mit GG Anderson auf einer Tour durch die DDR und parallel spielten sie auch kleinere Auftritte. „Bei einem dieser Konzerte hatte GG eine Kassette dabei, die er uns im Auto vorspielte. Er meinte, wir sollen uns das mal anhören und überlegen, ob wir das nicht selber singen wollen“, erzählt Wolfgang Schwalm. „Ich sagte, sowas (so eine Sch...) singe ich nicht!“ Auf der Kassette befand sich „Herzilein“ und die Plattenfirma war überzeugt, dass dieser Song ein Hit werden würde. „Wir haben gezögert, ob wir das machen sollen und GG Anderson hat uns Zeit zum Überlegen gegeben. Eigentlich habe ich immer ein sehr gutes Gespür für solche Dinge und liege bei der Einschätzung von Musik oder Musikern richtig, aber in diesem Fall war ich komplett auf dem Holzweg. Wir haben ein paar Tage darüber sinniert und uns dann gesagt, dass wir dabei ja nichts verlieren können und es ausprobieren werden.“

Mit der Entscheidung, den Song „Herzilein“ zu spielen, wurden auch die Wildecker Herzbuben gegründet. „Wir sollten dann montags nach Buchholz in der Heide fahren, um im Studio den Song einzusingen. Samstags hatten wir noch einen Auftritt und als ich das erste Stück singen wollte, war meine Stimme einfach weg. Den ganzen darauffolgenden Sonntag habe ich mich von Bonbons, Tee, Zitrone, Vitamin C und sonst was Gesundem ernährt, damit meine Stimme am Montag wieder funktionierte. Wenn du dir heute die Originalaufnahme von „Herzilein“ anhörst, kannst du immer noch heraushören, dass meine Stimme nicht völlig auf der Höhe gewesen ist. Aber vielleicht hat das auch dazu beigetragen, dass dieses Stück so erfolgreich geworden ist. Wir haben es auf jeden Fall bis heute nicht neu eingesungen.“

Mit der Gründung der Wildecker Herzbuben und dem großen Erfolg von „Herzilein“ stieg Wilfried Gliem sofort bei den Curocas aus, während Wolfgang Schwalm noch bis 1991 in der Band blieb „Dann wurde es einfach zu viel mit den Herzbuben, um das alles parallel weiter zu betreiben. Ich hatte 1990 schon meinen damaligen Hauptberuf beendet, um mehr Zeit für die Herzbuben zu haben.“

Trotz des Ausstiegs der beiden Herzbuben, blieben sie eng mit den Curocas verbunden, da diese die Begleitband wurden. „Wir waren oft 60 bis 80 Tage am Stück unterwegs und haben große Tourneen gespielt“, erzählt Wolfgang Schwalm. Als im Jahr 2004 der größte Tourneeveranstalter der Wildecker Herzbuben Insolvenz anmeldete, endete diese Form der Zusammenarbeit. „Wir haben selber viel Geld verloren bei dieser Insolvenz und konnten die Verantwortung für die Musiker nicht mehr übernehmen“, berichtet Schwalm über diese schwere Zeit. „Aber die Curocas bestehen aus exzellenten Musikern, die sofort andere Jobs gefunden haben und wann immer wir mit Band spielen sollten, haben wir sie dann für den jeweiligen Auftritt gebucht.“

Auch heute sind die Curocas wieder aktiv und unter anderem als Begleitband der Wildecker Herzbuben unterwegs. Natürlich hat sich die Besetzung im Laufe der Jahre verändert und so ist ein Könner seines Fachs mittlerweile zum musikalisch-kreativen Herz der Band geworden, Dirk Lindemann. „Es macht Spaß, mit Dirk und seinen Kollegen zu arbeiten, denn die sind echte Profis.“


EIN HERZBUBE KOMMT SELTEN ALLEIN?


Auch heute sind die Wildecker Herzbuben noch das wichtigste musikalische Projekt von Wolfgang Schwalm. „Das macht mir immer noch Spaß und Freude und wir werden regelmäßig gebucht. Allerdings hat sich Wilfried Gliem dazu entschlossen, ein wenig kürzer zu treten, weil er sich mit 71 Jahren gerne mehr seiner Familie widmen möchte. Deswegen bin ich auch öfter alleine unterwegs, zumal es Veranstalter gibt, die sich zwei Herzbuben nicht leisten können oder wollen. Mein Programm umfasst dann neben Stücken der Herzbuben auch andere Sachen. Ich produziere im Studio meine Playbacks vor, singe auf der Bühne dazu und spiele auch live Trompete.“


DER PA4X MUSIKANT "IST EINFACH NUR GUT UND MACHT ALLES, WAS ICH BRAUCHE.“


„Ich bin sehr froh, jetzt mit dem Pa4X MUSIKANT arbeiten zu können und in Zukunft werde ich damit auch meine Playbacks produzieren. Der klingt wirklich unglaublich gut, der Sequenzer ist super und die Multifunktionsaufnahmen sind ebenfalls der Hammer. Zudem kann ich schnell alles editieren, was ich ändern möchte. So kann ich Songs nach und nach aufbauen, muss nicht gleich alles in einem Rutsch einspielen.“

Wolfgang Schwalm hat sich verschiedene Keyboards angesehen, bevor er seine Entscheidung für den Pa4X MUSIKANT getroffen hat. „Ich habe mir die unterschiedlichen Geräte auf dem Markt angehört und damit gespielt, aber was mir bei fast allen sofort auffiel war, dass sie nach Keyboard klangen. Irgendwie unecht. Als ich dann den Pa4X MUSIKANT zum ersten Mal gehört habe, hatte der das überhaupt nicht, der klang, wie die jeweiligen Instrumente, gar nicht nach einem typischen Keyboard. Für mich ist der ohne Alternative, der ist einfach nur gut und macht alles, was ich brauche.“

Seine Playbacks produziert Wolfgang Schwalm im Studio und singt Stimmen und Chöre selber ein. Auch die Bläser-Spuren nimmt er selber auf, um dann mit den fertigen Produktionen auf die Bühne zu gehen. „Ich könnte natürlich auch den Pa4X MUSIKANT mit auf die Bühne nehmen, aber dann würden mich die Leute als Alleinunterhalter und weniger als Herzbube wahrnehmen. Das ist ein kleiner und feiner Unterschied, aber er ist wichtig, denn die Veranstalter möchten schließlich die Wildecker Herzbuben auf der Bühne erleben, ob einzeln oder zu zweit.“


ZUSAMMENARBEIT MIT ANDEREN KÜNSTLERN UND NEUE STÜCKE


Derzeit baut Wolfgang Schwalm ein neues Studio in seinem Haus auf. „Ich möchte auch wieder hier produzieren und komponieren können. Aber es wird viel keiner, als mein früheres Studio. Dort hatte ich ja große ADT-Pulte und jede Menge Equipment. Im neuen Studio wird es meinen Laptop geben, Doppelbildschirme und gute Monitore sowie meinen Pa4X MUSIKANT. Vielleicht hole ich noch ein paar Klangerzeuger aus dem Lager, mit denen ich früher viel gearbeitet habe, um noch einige klangliche Alternative zu haben.“

Wenn Wolfgang Schwalm damit fertig ist, hofft er, wieder mehr Zeit und Muße für das Schreiben von eigenen Stücken zu finden. Bis dahin arbeitet er auch mit anderen Künstlern zusammen, wie zum Beispiel dem Bauer Korl, für den er gerade eine CD fertig produziert hat. „Mit Korl trete ich auch regelmäßig auf, das ist ein frischer und junger Künstler, der Musik und Comedy miteinander vermischt und viele gute Ideen hat“, erzählt Wolfgang Schwalm begeistert.

Und ein neuer Titel für die Herzbuben ist auch in der Produktion: „Wir sind fast fertig damit und müssen noch einige Gesänge aufnehmen, dann wird man endlich wieder etwas von uns hören“, freut sich Wolfgang Schwalm.

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