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Künstler

2014.11.23

Matthias Reim

Matthias Reim

Mit seinem aktuellen Album „Unendlich“und der Singel-Auskopplung „Einsamer Stern“ ist Matthias Reim wieder an die Spitze der Charts geklettert. Neben typischen Reim-Eigenkompositionen gibt es als Hommage an seine Fans in den Neuen Bundesländern auch einige Ost-Cover-Songs. Auch bei diesem Album vertraute Matthias Reim – wie schon seit vielen Jahren – auf Instrumente von KORG.

Zurück auf Platz 1 mit KORG

Viele Menschen verbinden mit dem namen Matthias Reim natürlich seinen Mega-Seller „Verdammt, ich lieb‘ dich“, mit dem er in den 1990er Jahren zum Superstar der deutschsprachigen Musik wurde. Doch seine musikalischen Wurzeln liegen viel tiefer.

Als 10-Jähriger gründet er seine erste Schülerband „Rhyme River Union“ und kann damit erste kleine Erfolge verbuchen. Mit 13 bekommt er seine erste richtige Gitarre geschenkt und von diesem Moment hat ihn das Musikvirus fest im Griff. Vier Jahre nach dem Abitur ist – mit einem kleinen Umweg über die Universität – für Matthias Reim klar, dass die Musik auch sein Beruf werden soll. In dieser Zeit schreibt er Titel für Roy Black, Jürgen Drews und Bernhard Brink, bevor ihm dann 1990 mit „Verdammt, ich lieb´ Dich“ sein bisher größter Erfolg gelingt, die Scheibe verkauft sich fast 2,5 Millionen Mal. Mitte des Jahrzehnts flauen die Verkaufszahlen nach und nach ab. Doch da, wo andere in Drogen und Alkohol fliehen, nimmt Reim den Kampf an und veröffentlicht ab dem Jahr 2000 mehrere Alben, die sehr erfolgreich sind und von den Kritikern hochgelobt werden. Auch den Rückschlag der Privatinsolvenz nimmt er sportlich, kämpft weiter und löst seine finanziellen Probleme. Wie sich zeigt, hat sich dieser Kampf gelohnt, denn mit dem Album „Unendlich“, das er im Januar 2013 veröffentlicht hat, ist Matthias Reim mit der Single-Auskoppelung „Einsamer Stern“ erneut ein Nr.1-Hit gelungen, wie er zu berichten weiß: „Wir haben mit dem Titel „Einsamer Stern“ neun Wochen die Charts angeführt und den Air-Play-Rekord gebrochen.“ Dabei wollte Matthias Reim den Titel ursprünglich gar nicht mit auf das Album nehmen: „Meine Tochter hat mich dann davon überzeugt, dass der doch auf das Album gehören würde und ich bin sehr froh, dass sie Recht behalten hat.“ Der Erfolg von Matthias Reim mag auch in der Vielschichtigkeit seiner Musik liegen. In seinem Repertoire finden sich sowohl Rock-Songs aber auch reinrassige Schlager. „Musikalisch bin ich sehr weit aufgestellt und hier und da begebe ich mich auch gerne mal in die Technowelt. Letztlich verbindet aber alle meine Songs der typische Reim-Text.“

Authentisch sein und sich selbst treu bleiben

Reim-Texte sind kleine Geschichten, bei denen es meistens um das Verständnis von Männern und Frauen geht. Die Ideen für seine Texte stammen aus der Realität, sind manchmal autobiografisch oder im Umfeld erlebt. „Ich bin ein sensibler Mensch und schaue, wie ich oder andere Menschen auf Situationen reagieren. Diese Beobachtungen schreibe ich dann auf und fasse sie in einem Text zusammen.“ 

Dabei braucht dieser Prozess oft nur wenig Zeit: „Wenn ich einen Fluss habe, sind solche Texte meistens in einer halbe Stunde fertig und ich muss dann kaum noch etwas daran ändern. Das sind dann eher Worte, die zu heftig sind, die ich noch mal korrigiere, aber manchmal bleiben die Ursprungswörter auch drin.“

Wichtig ist Reim, authentisch zu bleiben. „Ich erlebe das oft bei anderen Textern, dass sie versuchen, nach etwas anderem oder anderen Künstlern zu klingen. Aber am Ende musst du dir selber treu bleiben und solltest nicht versuchen, aktuellen Trends nachzuhecheln oder überhaupt Themen zu behandeln, in denen man sich nicht wohl fühlt.“ 

Beim Song-Writing vertraut Matthias Reim auf die Arbeit im Team: „Es gibt ein Autorenteam, das mir bei meinen Songs hilft. Da ist zum Beispiel Joachim Horn-Bernges zu nennen, der sich gut in andere Menschen hereinversetzen kann und mir im kreativen Prozess zur Hand geht.“ 

Seine Songs entstehen meistens aus dem Spielen heraus: „Ich habe meine Gitarre oder ein Keyboard und spiele vor mich hin. Dabei kommt dann oft eine Akkordfolge oder eine Melodie heraus. Ab und zu habe ich dann sogar eine Textzeile im Kopf, aber oft singe ich erst Mal auf „Bla-Bla-Englisch“ irgendetwas dazu. Diese Grundidee nehme ich auf meinem iPhone auf und gehe dann ins Studio, wo ich mit Synthies ein erstes Layout mit Drums und Groove mache. Darauf fange ich dann an zu texten, denn ich brauche immer die musikalische Atmosphäre, um zu texten. Ich lasse das dann so lange laufen und singe dazu, bis sich gute Passagen herauskristallisieren. Sobald ich diesen Punkt erreicht habe, mache ich weiter. Das ist wie bei einem Computerspiel, das will man dann auch irgendwann zu Ende spielen und die Spielaufgabe lösen. Natürlich sind solche Momente nicht immer gegeben, aber du kannst sie begünstigen, indem du einfach spielst, aktiv bist und dann entstehen zwangsläufig Ideen.

KORG einschalten und loslegen

Bei diesen Arbeiten kommt auch ein Pa3X MUSIKANT zum Einsatz. „Ich arbeite schon immer mit KORG, ich glaube mein allererster Synth war ein MS10, den konnte ich mir damals leisten. In den Schulferien habe ich mir das Geld dafür an einer Tankstelle verdient, denn für mein Vierspurstudio brauchte ich den einfach, der hat mich schon sehr inspiriert. Ich hatte zu der Zeit noch einen ARP Odyssey, den ich über ein Fußpedal mit dem MS10 verbunden hatte. Ich stand dann auf der Bühne mit einer Doppel-Hals-Gitarre, hab gesungen und mit den Füßen noch die Synths bedient. Das war schon sehr schräg. Aber trotzdem hat man mit Schrauben und Ausprobieren viele gute Sachen hinbekommen.

Dann kam ein Poly 61 dazu und danach die M1, die mich sehr, sehr lange begleitet hat. Auch eine Wavestation hab ich mir in den 1990ern gekauft. Diese ganzen Wave-Sequenzen waren ja der Hammer. Die haben mich richtig inspiriert. Dann folgten immer mehr Geräte von KORG, ein Trident, der war auch super und dann kam der Oasys. Dessen Klavier setze ich heute noch immer gerne ein. Auch einen KARMA hatte ich zu der Zeit noch. Jetzt habe ich mir einen KRONOS mit 61 Tasten gekauft. Leider hatte ich keinen Platz mehr im Studio, sonst hätte ich mir die größere Version besorgt. Aber der ist auch großartig und sehr inspirierend. Der klingt einfach gut. Ich arbeite zwar im Studio auch mit Plug-ins, aber ich schätze Hardware. Die schaltest du ein und kannst sofort loslegen wie beim KRONOS oder Oasys. Und die Sounds sind einfach gut. Das kann ich ja dann auch per MIDI schnell mit aufnehmen, wenn ich mag.“

„Die Klänge sind einfach super“

Schon früher benutzte Matthias Reim einen i3. „Da hab ich fast ein ganzes Album drauf gemacht. Da ich kein begnadeter Pianist bin, war der mir eine riesige Hilfe und ich habe den sehr viel eingesetzt. Der war für seine Zeit wirklich genial, ich habe die Arrangement-Patterns oft direkt aufgenommen und in der Produktion benutzt. Überhaupt kaufe ich mir gerne Keyboards, wenn sie mich zu neuen Ideen anregen. Letztlich hat sich der Kauf ja schon gelohnt, wenn mich neue Sounds und Möglichkeiten zu drei neuen Songs inspirieren.“

Generell ist Matthias Reim kein typischer Sound-Schrauber, er nutzt gerne die Presets. „Ich bin immer happy, wenn es große Sound-Bänke in einem Gerät gibt. Sound-Programmierung mag ich nicht so. Ich geh lieber alles durch, bis ich gefunden habe, was ich suche. Klar, ich ändere dann noch mal die Filter oder Effekte, aber das war´s dann auch schon.“

Für die Umsetzung der Studioproduktionen für die Live-Konzerte ist Reim-Keyboarder Frank Buohler verantwortlich und Matthias Reim schätzt seine Arbeit sehr: „Frank wählt die Sounds entsprechend aus und das passt meistens. Zumal ich mit der klanglichen Qualität von KORG bei den Konzerten sowieso immer sehr zufrieden bin. Die Klänge sind einfach super.“

Frank Buohler ist als Musical Director für die Live-Umsetzung der restlichen Sounds durch die anderen Musiker zuständig und setzt sich mit Reims Bassisten und Gitarristen zusammen, um zu besprechen, wie die Songs am besten gespielt werden. „Frank kann das einfach, darauf kann ich mich zu hundert Prozent verlassen“, sagt Reim. „Da habe ich eigentlich nie was auszusetzen. Das ist klasse, denn wir bauen schon einiges um. Live sind wir eine richtige Rock-Show und es gibt keine eingeflogenen Samples oder Backing-Tracks, die mitlaufen. Selbst der Schlagzeuger spielt ohne Click-Track und wir spielen wirklich komplett live, wir sind laut und wir genießen jedes Konzert.“

Neben dem Autorenteam gibt es auch ein Produktionsteam, wie Matthias Reim zu berichten weiß: „Früher habe ich sehr viel alleine gemacht, aber je mehr ich live spiele, desto mehr muss ich die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen. Ich starte meistens mit einem Song-Grundgerüst mit sechs oder sieben Spuren. Das schicke ich zu meinem Arrangeur Peter Staab. Der baut mir das dann soweit aus, dass ich eine bessere Basis habe, mit der ich weiterarbeiten kann. Sobald ich damit fertig bin, geht das je nach Song an Thorsten Brötzmann oder Louis Rodridguez, meine beiden Produzenten.

Wir sind mittlerweile so gut aufeinander eingestimmt, dass das reibungslos abläuft. Die rufen mich dann schon mal an und wollen noch eine Gesangsspur für das Playback haben, aber das wars dann auch schon. Und wenn die beiden alles haben, fangen sie mit dem Mischen an.“

Für Matthias Reim bietet diese Arbeitsweise viele Vorteile: „Zum einen bekomme ich immer wieder einen distanzierteren Blick auf eine Produktion, wenn sie mal ein paar Tage bei mir aus dem Studio raus ist. Da höre ich sofort, an welchen Stellen noch mal etwas geändert werden muss und zum anderen bin ich auch beim Mischen nicht so der Schrauber und weiß es sehr zu schätzen, dass mir die beiden Jungs die ganzen Fragen über EQs und Effekte abnehmen.

12 Zuschauer und der Glaube daran, dass es wieder nach oben geht

Auf dem neuen Album covert Matthias Reim auch einige Songs aus DDR-Zeiten. „Das hat viel damit zu tun, dass ich eine Menge Fans in den neuen Bundesländern habe und auch mein Karrierecomeback vor gut zehn Jahren genau da gestartet ist. Anfang 2000 ging bei mir einfach gar nichts mehr. Ich kann mich noch gut an ein Konzert in Dresden erinnern, bei dem wir vor 12 Leuten gespielt haben. Aber da muss man als Musiker einfach durch, an sich glauben und das war auch der Punkt, an dem ich mir Hilfe holte und Mitarbeiter suchte, die mir Aufgaben abgenommen haben, die mich motivierten und die mich unterstützt haben, dass ich den schönsten Beruf der Welt weitermache, an mich glauben und nie die Hoffnung verloren haben, dass es vielleicht der falsche Weg sein könnte. Am Ende hatte ich immer den Glauben, dass es wieder nach oben geht.“

Und natürlich hat Matthias Reim auch für 12 Zuhörer alles gegeben. „Das hat mir aus heutiger Sicht sehr viel gebracht, denn wenn du da durch bist, kannst du alles schaffen und für die 12 war es ein ganz besonderes Konzert. Mich hat vor kurzem noch mal jemand darauf angesprochen, der dabei war und für den das immer noch im Gedächtnis ist. Schön war, dass meine Karriere dann auch im Osten wieder Fahrt aufgenommen hat, was vermutlich auch daran liegt, dass die Menschen dort ganz anders mit deutschsprachigen Liedern umgehen und viel offener sind. Zu Zeiten, als ich in Stuttgart oder Hamburg vielleicht 800 Leute in eine Halle gelockt habe, kamen in den neuen Bundesländern oft 8.000.

„Verdammt, ich lieb‘ dich“ - Fluch oder Segen?

Ein Grund für den Erfolg beim Comeback dürfte sicher sein, dass Reim sich immer treu geblieben ist. Das hilft ihm noch heute: „Wenn du aktuell von Musik leben willst, musst du live spielen. Vor 30 Jahren gab es ja noch ein paar wichtige Musiksendungen, in die bist du mit neuen Titeln gegangen und dann liefen die Verkäufe fast wie von selbst. Heute gibt es kaum noch solche Sendungen, die ganze Promotion ist viel aufwändiger geworden, im Internet fällt es immer schwerer, auf sich aufmerksam zu machen.

Insofern haben die Konzerte eine große Bedeutung für mich und ich spiele an die 60 bis 65 Live-Konzerte im Jahr. Dazu kommen noch 30 bis 35 Kurzauftritte in Clubs wie dem Oberbayern auf Mallorca.“

Fragt man Matthias Reim, ob sein Mega-Seller „Verdammt, ich lieb‘ Dich“ für ihn eher eine Belastung oder ein Glück ist, antwortet er: „Das ist der Segen meines Lebens, weil der Song so generationsverbindend ist. Damit bekomme ich jeden. Und wenn irgendwann mal überhaupt keine Tonträger mehr verkauft werden sollten, könnte ich mit dem Song immer noch 1 bis 2 Mal im Monat auftreten und davon leben. Gerade diese Langfristigkeit ist klasse, denn an den Punkten, wo der erste Hype um mich abgeflacht ist, da blieb der Song bestehen.“