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Künstler

2014.10.17

OOMPH!

OOMHPH!, DAS IST NICHT NUR EIN UNGEWÖHNLICHER NAME FÜR DIE DEUTSCHE ROCKBAND, DIE DERO, FLUX UND CRAP GEGRÜNDET HABEN, ER STEHT AUCH FÜR MUSIK, DIE DIE BAND ALS MODERNE, MASSENORIENTIERTE ROCK-MUSIK MIT STARKEN ELEKTRONISCHEN UND EXPERIMENTELLEN EINFLÜSSEN BEZEICHNET. DAZU KOMMEN DEUTSCHE TEXTE MIT GESELLSCHAFTSKRITISCHEN, IRONISCHEN UND MELANCHOLISCHEN ELEMENTEN. GITARRIST UND KEYBOARDER CRAP ERZÄHLT, WIE SEINE ERSTE GITARRE FAST EIN JAHR IN DER ECKE VERSTAUBTE UND WARUM ER BEINAHE AUS EINEM KEYBOARDLADEN RAUSGEWORFEN WURDE.
DES WAHNSINNS FETTE BEUTE...

Oomph! Gitarrist und Keyboarder Crap

1989 war nicht nur das Jahr des Mauerfalls, auch die Gründung der Band fällt in diese Zeit. In der Heimatstadt Wolfsburg trafen sich die Musiker und begannen, zusammen ihrer Kreativität in Form von Musik Ausdruck zu verleihen. Von den ersten kleinen Anfängen ging es schnell bergauf, mit den beiden Songs „Das weiße Licht“ und „Fieber“ (bei dem Nina Hagen mitwirkte) wurden die ersten beiden Hitplatzierungen eingefahren. 2004 erreicht die Single „Augen Auf!“ Platz eins in Deutschland und wird mit Platin ausgezeichnet, das zugehörige Album „Wahrheit oder Pflicht“ kommt auf Platz zwei der Media-Control-Charts und erhält eine Goldene Schallplatte. Im gleichen Jahr bekommen sie zudem von Eins Live die Krone als „beste Band des Jahres“ überreicht.

2007 gewinnen sie zusammen mit Sängerin Marta Jandová und der Single „Träumst Du“ den Bundesvision Song Contest. 2006 wurden sie von der TV-Übertragung des Echo vom Sender ausgeschlossen, da sich die Verantwortlichen am Song „Gott ist ein Popstar“ gestört hatten. „Auf den ersten Blick war das zwar eine Enttäuschung für uns“, erzählt Crap, „aber im Grunde haben wir doch sehr viel Bestätigung und positives Feedback in den Medien bekommen. Das hat uns ein ganzes Stück kredibiler und auch stärker als Band gemacht.“ Genau diese Kraft und Stärke kann man jetzt auch wieder auf dem aktuellen Album „Des Wahnsinns fette Beute“ hören. Es ist das zwölfte Album von Oomph! Und gerade auf den Markt gekommen.

Start mit Hindernissen

Als er Zehn war, stand eine E-Gitarre ganz oben auf Craps Weihnachtswunschliste, allerdings hatten sich seine Eltern informiert und man hatte ihnen gesagt, dass eine Konzertgitarre wohl die beste Wahl sei, um Gitarrenspielen zu lernen. „Na ja, sie meinten es nur gut, aber eine E-Gitarre gabs leider nicht an dieser Weihnacht“, erzählt er.

Insofern war das Craps erste Erfahrung in Sachen Musik und die Lehre, die er daraus gezogen hat, nutzen ihm noch heute: „Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen und seinen eigenen Weg finden“, erzählt er mit einem Grinsen im Gesicht. „Allerdings meinte ich damit weniger meine Weihnachtserfahrung, als die Erfahrungen, die man als Musiker macht. Und da kann ich nur jedem raten, bei anderen genau hinzuschauen und von der Arbeit anderer Musiker zu lernen, so viel, wie es nur geht. Echtes Know How kann man sich nur selber und meistens über einen langen Zeitraum erarbeiten. Gewisse Grundkenntnisse und ein großes Maß an Motivation sind natürlich, wie überall, von Vorteil.“

Die ersten Grundkenntnisse auf der Gitarre eignete sich Crap dann doch auf der Konzertgitarre an, denn er quälte sich für ein Jahr durch den Unterricht. „Ich habe es gehasst und dann lag die Gitarre plötzlich ganz schnell in der Ecke.“

Mit dem Ruhestand der Konzertgitarre begann das Interesse an der elektronischen Musik. „Ich fing an, z.B. Ultravox, Anne Clark und Depeche Mode zu hören und fragte mich immer, wie diese Bands diese komischen und abgefahrenen Sounds hinbekommen. Ich dachte mir nur, dass eine Gitarre alleine dafür nicht ausreichen würde.“

„Learning by Doing“ & „Try an Error“

Ab da war der tägliche Besuch in einem ganz kleinen Keyboardladen in Craps Heimatstadt fester Bestandteil seiner Wochenplanung und er entdeckte die Welt der Tasten, Oszillatoren und Filter. „Ich war richtig begeistert von diesen neuen Dingen, aber irgendwann hab ich so lange an den Geräten rumgefingert, dass mich der Verkäufer bat entweder was zu kaufen oder den Laden zu verlassen.“

Mit 14 Jahren war es dann soweit und Crap kaufte sich nach langem Taschengeldsparen seinen ersten eigenen Synth, einen DX27. „Mit diesem Instrument war ich natürlich motiviert und habe mir das Keyboard-Spielen selbst beigebracht. Das war so inspirierend, dass ich mir auch die Gitarre noch mal aus der Ecke geholt und sie entstaubt habe. Und siehe da, plötzlich hatte ich auch daran Spaß und habe mir die ersten Griffe und Licks draufgeschafft. Von da war es nur noch ein kleiner Schritt zu den ersten Kompositionen und Demos. Ich hatte aber bis heute nie eine musikalische Ausbildung im herkömmlichen Sinne, ich habe mich mit „Learning by Doing“ und „Try an Error“ weiterentwickelt.“ 

In dieser Zeit sog Crap alles Wissenswerte wie ein Schwamm auf und versuchte, von anderen Komponisten, Produzenten, Engineers und Sound- Designern so viel wie möglich abzuschauen. „Mittlerweile habe ich mir in fast 30 Jahre ein recht umfassendes Wissen in diesen verschiedenen Bereichen erarbeitet.“

Und mittlerweile betreibt er zusammen mit Flux neben Oomph! auch die Produktionsfirma „300mph Production“, in der er dieses Wissen weitergibt. „Dort produzieren wir Remixe oder übernehmen das Engineering, das Sound-Design und das Mixing für andere Bands. Aber wir komponieren und produzieren mit 300mph auch für andere Künstler, wenn Oomph! nicht gerade unsere ganze Zeit in Anspruch nimmt.“

Neues Album und Tour

Das neue Album „Des Wahnsinns Fette Beute“ ist bei weitem lebensbejahender und bunter als man es von der Band Oomph! je gehört hat, sagt Crap. „Wir haben die letzten Jahre alle möglichen dunklen Abgründe der menschliche Psyche und der Gesellschaft textlich beleuchtet. Da wir aber alle Drei prinzipiell eher humorvolle Menschen sind, war es jetzt auch mal an der Zeit diese andere, helle, ironischere und humorvollere Seite von uns zu zeigen.

Das Besondere dabei ist, das drei völlig unterschiedlich musikalisch ausgerichtet Charaktere versuchen, gemeinsam eine Art Musik zu kreieren die wiederum allen dreien gefällt.

Wir haben außerdem darauf geachtet, eine möglichst große Bandbreite unserer musikalischen Trademarks gemischt mit vielem neuem Input auf ein Werk zu bekommen. Dabei sind wir sogar nicht mal davor zurückgeschreckt, selbst die ganz alte EBM- (Electronic Body Musik - Die Art Musik mit der die Oomph! 1989 mal angefangen hat) Kiste aufzumachen. Wir haben für dieses Album außerdem Sessions mit befreundeten Musiker veranstaltet, um möglichst viele neue Inspirationen zu bekommen.“

Bei der Tour haben die drei ein Konzept erarbeitet, um die neue Seite der Band Oomph! dem Publikum auch visuell zu präsentieren. „Zudem haben wir den Sprung ins kalte Wasser gewagt und komplett als Band live gespielt“, verrät Crap. „Ich glaube, mit dieser Art Musik sind wir zwar hier nicht einzigartig, aber doch eine von den wenigen Bands, die das mit dieser Fülle an elektronischen Sounds wirklich wagen.“

Dafür mussten alle Live-Songs mit viel Detailarbeit umarrangiert werden, aber die Band ist zufrieden: „Das ist ein für uns völlig neues Live-Konzept, was uns und dem Publikum viel mehr Spaß macht. Und darum geht es doch bei Live-Konzerten. Zusammen eine Party machen und Spaß dabei zu haben.“

Crap hatte einen großen Anteil an dieser Neuausrichtung, denn als Komponist, Produzent, Gitarrist, Bassist und Keyboarder spielt er eine wichtige Rolle, zumal er hier und da auch noch einen Text beisteuert. Auch das Computer-Engineering und alles, was mit den Rechner-Systemen zu tun hat, fallen ebenfalls in seinen Aufgabenbereich. „Außerdem mache ich das Sound-Scouting. Das heißt, dass ich mich um neues Sound- und Sample-Material sowie um neue Effekt- und Instrument-Plug-ins kümmere, nach neuen klanglichen Inspirationen suche und Sound-Libraries anlege, die dann in den Produktionen eingesetzt werden. Ich bin außerdem hauptsächlich für die musikalische Live-Umsetzung auf der „Des Wahnsinns Fette Beute“-Tour 2012 verantwortlich.“

Immer mit dabei: KORG KRONOS

Der KORG Kronos ist Craps ganz besonderes Instrument: „Damit kann ich mit nur einem einzigen Geräte alles umsetzten, was die Band Oomph! in Sachen Sound ausmacht. Die Verbindung von einer Vielzahl von Synthese-Möglichkeiten mit einem unglaublich leistungsstarken Sampler bietet mir sonst kein anderes Instrument. Ein solches System mit einem Notebook oder Laptop einzurichten, wäre um ein vielfaches aufwändiger, viel fehleranfälliger und gerade im harten Live-Einsatz nicht von Dauer.“

Zwar hat es Crap einiges an Zeit gekostet, die jeweiligen Sounds und Samples mit dem KRONOS genau umzusetzen, aber für ihn hat sich der Aufwand mehr als gelohnt: „Immerhin habe ich mit dem Kronos mehrere Duzend namhafte VST-Plug-ins ersetzt! Ich glaube nicht, dass das zurzeit mit irgendeiner anderen Hardware in diesem Maßstab und in dieser Güte möglich gewesen wäre. Ich bin ein echter Fan von dieser Kiste!“

Besonders mag Crap am KRONOS, dass er alles am Gerät programmieren kann, ohne auf Editoren angewiesen zu sein: „Ich habe die komplette Live Umsetzung direkt am Kronos programmiert und musste nicht einmal den Editor benutzen. Wir sprechen hier immerhin von knapp 200 Sounds verpackt in circa 50 Kombinationen für 21 Songs verteilt auf 2 Kronos-Keyboards.“ Ein großer Vorteil war für Crap die Flexibilität, die ihm der KRONOS bietet. „Damit kann ich ja sogar die ganzen Sounds meiner alten DX-Synths benutzen, ganz zu schweigen davon, dass wir lange mit einem Polysix und einem DW8000 gearbeitet haben und man viele dieser Sounds im KRONOS wiedertrifft. Bei der Qualität der Sounds bewegt sich der KORG im absoluten oberen Profi bereich und ich kenne keinen Hardware-Synth, der mich klanglich so fesseln kann, wie der KRONOS.“

Sounds, die er nicht nachbauen konnte, da z.B. die Synthese-Form im KRONOS nicht vorhanden war, wurden aufwendig mit der sehr guten Kronos-Sample-Engine gesampelt. An allem anderen wurde so lange geschraubt, bis man ein „eins-zu-eins“-Ergebnis in Bezug auf die teilweise sehr alten originalen Sounds hatte.

Zuverlässig und Live immer stabil!

„Der KRONOS lief Live immer stabil und hat mich nicht einmal verlassen. Wir haben zwar für alle Geräte auf der Bühne Backups, in Sachen KRONOS brauchte ich es aber während der ganzen Tour nicht einmal drauf zurückgreifen. Das was ich noch vor wenigen Jahren mit mehreren Keyboards hätte umsetzten müssen, konnte ich jetzt mit einem Keyboard und vielen Key-Splits umsetzten.“

Bei der Sound-Programmierung geht Crap oft von einem vorhandenen Preset aus, das grob der gewünschten Klang-Richtung entspricht: „Dann tune ich so lange daran rum, bis der Klang meinem Wunsch, den ich im Kopf habe, entspricht. Ich habe sehr genau Vorstellungen, welcher Sound wo und wie klingen und funktionieren soll bzw. welcher Synthesizer oder sonstige Instrumente diesen Sound liefern könnten und versuche, diese Vorstellung erst Mal eins zu eins umzusetzen. Danach fange ich noch mal an, mit dem fertigen Sound zu experimentieren und jage ihn durch alle möglichen Effekte. Ich lege mir dabei meistens auch gleich Snapshots für Steigerungen oder Variationen des Sounds an. Hierbei lasse ich mich auch immer wieder neu durch das vielleicht zufällig Entstehende inspirieren. Teilweise resultieren dadurch neue Sounds die mich soweit inspirieren, dass sie die weitere Komposition so stark beeinflussen, dass Parts für den Song nur auf Grund dieser Sounds entwickelt werden oder sogar neue Songs entstehen.

Crap empfiehlt, sich Zeit für den KRONOS zu nehmen: „Man muss sich schon etwas mit dem Gerät beschäftigen, um sein ganzes Potenzial wirklich ausschöpfen zu können. Wenn man die Bedienung und Programmierung von anderen Synthesizer und Samplern kennt, ist die Bedienung vom KRONOS ein Meilenstein und mit keinem anderem Hardware-Synth oder Sampler, den ich bis jetzt je bedient und programmiert habe, vergleichbar.“

Gerne lässt sich Crap auch auf den Zufall ein und nutzt die Random-Funktion für neue Sounds: „Natürlich nur, wenn die jeweiligen Instrumente so was anbieten. Hiermit sind teilweise schon sehr gute Sounds für Songs entstanden. Auch das Layern von Sounds mache ich sehr gerne und ausgiebig, teilweise bestehen Synth-Bässe bei mir aus vier bis fünf Einzelsounds, was man zum Beispiel gut beim Anfangsbass in „Such Mich Find Mich“ auf dem aktuellem Album hören kann“.

Emotionen transportieren



Crap verwendet bei seiner Klangprogrammierung gerne manuelle Filter- oder andere manuelle Effekt-Fahrten, vor allem bei flächigen Sounds, um sie lebendiger zu machen. „Allerdings immer nur dann, wenn der Song auch den Platz bietet, um solche Details zu hören. Ein gutes Beispiel kann man in der ersten Strophe von „Augen Auf“ auf dem Album „Wahrheit oder Pflicht“ hören.“ Um die Emotionen der Songs mit Sounds zu transportieren, achtet Crap darauf, dass die Grundbedingungen stimmen: „Ein Song muss für mich auch immer ohne Gesang und Stimme möglichst gut funktionieren. Wenn ich jemandem einen melancholischen Song vorspiele, der schon beim Hören der reinen Musik Tränen in den Augen hat oder eine Gänsehaut bekommt, bin ich scheinbar schon auf einem guten Weg. Der Sound eines Songs ebnet emotional den Weg für den Text und die Stimme. Ein melancholischer Text mit der passenden Emotion in der Musik findet auf jeden Fall sein Ziel. Man kann natürlich auch Verwirrung beim Hörer schaffen, in dem man eine traurige Musik mit einem lustigen Text paart. Ich wende in Sachen Sound alles das an, was ich über die Jahre durch mein Hörverhalten als -in welche Richtung auch immer- emotional berührend gelernt habe. Streicher und Chöre, wenn es pathetisch und melancholisch werden soll. Tief, bassig und verzerrt für brachiale und böse Parts usw. Der Rest ist pure Intuition.“

Neben dem KRONOS mit 88 Tasten von Hauptkeyboarder El Friede hat Crap eine 61-Tasten- Version auf der Bühne, um immer wieder schnell zwischen Gitarre und Keyboard wechseln zu können. Dank dessen Keysplit-Möglichkeiten reichen ihm 61 Tasten vollkommen aus. Flux spielt bei zwei ganz alten Oomph! Stücken ebenfalls eine 61-Tasten Version.

Für den Fall der Fälle stehen ein zweiter KRONOS 88 und ein 61er als Backup in den Startlöchern. „Darauf haben wir aber bis jetzt noch nicht einmal zurückgreifen müssen. Trotzdem ist es für eine professionelle Show unabdingbar möglichst jedes Gerät als Backup doppelt am Start zu haben. Man fühlt sich einfach sicherer, da man weiß, dass auch ein defektes Gerät nicht gleich die komplette Show gefährdet.“

Jenseits der Bühne arbeiten Oomph! gerne mit der KORG Legacy Collection Analog/Digital Edition, denn so konnten sie viele original Oomph! Sounds aus alten MS20- und Polysix-Tagen auch für die Live-Umsetzung übernehmen.

Produktinformationen

KRONOS X

MUSIC WORKSTATION

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