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Künstler

2014.10.11

BONAPARTE

BONAPARTE

2006 als Idee in Barcelona geboren und angeführt von Tobias Jundt, einem Schweizer Vagabunden mit schwarzem Auge, siedeln Bonaparte nach Berlin um, sammeln Gleichgesinnte am Wegesrand auf und spielen mit Laptop und Gitarre erste Gigs im tiefsten Hauptstadt-Underground. Diese expressiven, theaterähnlichen Happenings sprechen sich auch deshalb zügig herum, weil die Protagonisten ihrer Arbeit gerne maskiert und halbnackt nachgehen. Schnell wird das Berliner Label Staatsakt auf das mehrköpfige (aus teilweise bis zu 20 wechselnden Mitgliedern bestehende) Performance-Kollektiv aufmerksam, und bietet der Band im Jahr 2008 bei ihrem komplett in Eigenregie aufgenommenen Debütalbum "Too Much" seine Unterstützung an. Angeführt vom Revoluzzer-Hit "Anti Anti", der 2010 den Soundtrack der Komödie "13 Semester" ziert, vergrößert sich der Bekanntheitsgrad allmählich auch in der Republik. Es folgen die Alben "Remuched" (2009 - Doppel-Album mit Remixen und Live-Material), "Computer In Love" (2010) und "My Horse Likes You" (2010), außerdem diverse Auszeichnungen wie z.B. der "RadioAward für Neue Musik" der ARD-Jugendwellen Fritz, YOU FM und MDR Sputnik. Konventionen brechen, Aufstände (textlich) niederschlagen, Befreiungskriege (textil) anzetteln und dafür reichlich Zustimmung im Volk ernten - Bonaparte sind auf einer Art Napoleonischem Kreuzzug und brechen dabei mit einem wilden Ritt durch verschiedenste Genres Elektro-Punk, Synthie-Pop oder auch gleich Jazz nicht nur musikalisch sämtliche Koventionen.
(Quellen: Bonaparte Biografie in laut.de & Wikipedia)

Wer mit Carlos Primero von „Bonaparte“ ein Interview macht, muss damit rechnen, dass es nicht immer todernst zugeht. Die Frage zu seinem musikalischen Werdegang beispielsweise beantwortet er so: „Hm … ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, wie es kam, dass ich jetzt im Zirkus Bass spiele. Der Kaiser hat wohl gemeint, der E-Bass würde besser zu mir passen als die Geige. Also hab ich die Geige in den Schrank gestellt, mich am rechten Fuß von unserem Drummer, Murat Le Baumgärthe, orientiert und angefangen zu hüpfen, als der Kaiser zum ersten Mal sein 1.000.000-Dukaten-Lick gespielt hat. Und jetzt hüpfe ich immer noch.“

 

Auch seine Beschreibung der Musik von Bonaparte ist eher ein wenig kryptisch: „I am not sure, if there is more sweat or beer in my glass“, zitiert er einen Fan. Soso. Dagegen gestaltet sich die Antwort zu seinem aktuell wichtigsten musikalischen Projekt schon sehr viel eindeutiger: „Die neue Bonaparte-Platte natürlich!“ Die, sagt er, lasse aktuell auch nicht viel Zeit für anderes. 

Was denn so, zum Beispiel? „Ich schau mir gerne Lampenschirme an oder mache U-Boot-Fahrten. Aber das muss warten, weil wir am 9. März zu unserer ersten US-Tour aufbrechen, und die Planung dafür raubt uns gerade auch noch kostbare Studio-Zeit. Wie das halt so ist, immer alles auf einmal!“ 

Wenn es um Technik geht, wird Primero aber durchaus ernsthaft. Die Band, erzählt er, nutze viele Geräte von KORG: „Der microKORG ist z.B. unersetzlich für unsere Show. (An dieser Stelle übrigens herzlichen Glückwunsch zum 10. Geburtstag des microKORG!!!) Genauso der KAOSSILATOR. Das Schöne an diesen Instrumenten ist ja, dass man sie einfach einsteckt und loslegen kann. Ich hab auch den microKEY liebgewonnen: Ursprünglich wollte ich damit unterwegs arbeiten, aber dafür war eh nie Zeit… Jetzt benutze ich den zu Hause oft lieber als mein Masterkeyboard, weil der Response vom microKEY sehr musikalisch ist. Unser Tonmann und Produzent, Marco Jeger, hat auch ein paar nanoKEYs und -PADs für die Delay- und Hall-Effekte, die sind auch sehr wichtig für unseren Live-Sound. Im Studio spielen wir dann noch gerne mit dem KAOSS Pad 3.“

Gerade die Stabilität der KORG-Geräte findet er dabei beeindruckend: „Wir sind ja eigentlich Musiker und behandeln unsere Instrumente gut, aber am Ende des Abends sind nun mal überall Blut- und Sektspritzer, und der microKORG liegt irgendwo auf der Bühne oder im Publikum, nach einem grandiosen Stage-Dive … Und am nächsten Tag tut er wieder seinen Dienst, ohne zu mucken. Das können nicht viele.“

Auch die KORG-Presets gefallen ihm: „Ich bin ein Preset-Fan und unsere Sounds für die Bonaparte-Show sind auch alle Preset-basiert. Aber das ist es ja gerade: Wenn wir immer erst die Handbücher durchlesen müssten, um einen geilen Sound zu haben oder zu tweaken, dann wären wir nicht mehr so eine lustige Zirkus-Truppe.“

Was Primero Musikern raten würde, die noch dabei sind, ihren eigenen Stil zu entwickeln? - „Traurig aber wahr, der Computer bzw. die digitale Welt haben mir dabei wenig geholfen. Es geht nun mal nichts über eine gut gespielte Gitarre, eine Klavier-Sequenz, die sitzt, die auf den Punkt gespielt ist … Heute spiele ich sehr gerne mit Synths, Plugins, MIDI etc … Wenn man weiß, was man möchte, sind diese Instrumente eine große Bereicherung. Wenn ich aber versuche, einen Song „In the Box“ zu schreiben, verfahre ich mich schnell. An der Gitarre, am Klavier passiert das nicht. Wenn ich dann genau weiß, was ich will, dann sind Computer und alle digitalen Geräte um mich herum meine besten Freunde. Seien wir ehrlich, wir haben uns alle zu sehr daran gewöhnt, unendlich viele Undo-Steps zu haben. Und warum auch nicht, sie machen die Arbeit leichter. Aber spätestens live merkst du, wie wichtig jeder Gig war, den du gespielt hast. Entweder du bringst die Line oder eben nicht.“ Und, betont er: „Auf der Bühne will ich Verlässlichkeit. Mit BONAPARTE spielen wir schon mal 28 Konzerte in 30 Tagen; dann brauchen wir die Vielfalt und Kontrolle der digitalen Synths. Du hast immer den gleichen Sound. Und der microKORG z.B. ist ein absolutes Live-Gerät, sehr robust, total zuverlässig. Und vor den Bässen die da rauskommen, kann ich mit meinen E-Bass auch immer nur den Hut ziehen… Ich glaube nach wie vor, der Bandraum mit der kaputten PA und dem miesen Sound hilft dir dabei, einen eigenen Sound zu finden, du wirst praktisch dazu gezwungen. Aber wenn du den Sound gefunden hast, dann willst du ihn immer und immer wieder bringen.“