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Extras

Künstler

2014.05.07

Andreas Gundlach

ALS KEYBOARDER, KOMPONIST UND ARRANGEUR IST ANDREAS GUNDLACH IN DEN UNTERSCHIEDLICHSTEN BESETZUNGEN ANZUTREFFEN. AUFTRITTE SOLO AM KLAVIER, IN COMBOS ODER BIG BANDS GEHÖREN GENAUSO ZU SEINER ARBEIT WIE DAS SPIELEN IN ZEITGENÖSSISCHEN FORMATIONEN. DAS ANDREAS GUNDLACH NICHT IRGENDEIN PIANIST IST, SONDERN EIN BESONDERES AUSNAHMETALENT, BEWEIST ER UNTER ANDEREM DURCH SEINEN MUSIKALISCHEN WERDEGANG UND TOLLE KRITIKEN, ABER VOR ALLEM DURCH DIE FOLGENDE GESCHICHTE...

Montag Vormittag irgendwo in Berlin...

Ich sitze in der Straßenbahn auf dem Weg zur Werkstatt, um mein Auto abzuholen. Das brauch ich dringend, denn heute Nachmittag muss ich mit meinem SV-1 auf einer Preisverleihungs-Gala der Firma Siemens in Berlin spielen. Das wird ein harter Tag, denn die Veranstaltung geht von 14-23 Uhr. Da klingelt mein Handy. Simon Steinhoff von KORG in Marburg ist dran: „Du kennst doch die Gruppe SAGA, könntest Dich heute noch mit denen treffen?“

Uff! So einen Anruf kriege ich auch nicht alle Tage.

Dann ein weiterer Anruf von Michael Dürrschmidt, dem Manager der Band. Der Keyboarder Jim Gilmour hatte sich ein akutes Augenleiden zugezogen und konnte deswegen nicht mehr auf die Bühne. Er fragt, ob ich für ihn spielen könnte, denn die Tour läuft, und die Karten sind schon verkauft. Jim Gilmour steht mit nicht weniger als drei M3-Workstations, einen Triton Extreme und einen KORG KRONOS auf der Bühne. Was für ein Setup! Daneben ein weiterer M3 und ein SV-1 für den Kopf der Band, Michael Sadler. So weit so gut, mit den Instrumenten bin ich vertraut. Und zumindest die nächsten drei Tour-Termine könnte ich auch in meinen Terminkalender einarbeiten. Bleibt noch die Frage offen: Wer organisiert mir von jetzt auf gleich für drei Tage einen Babysitter? 

Und – vielleicht nicht weniger interessant...

Was wird denn eigentlich so gespielt?

Nun muss ich gestehen – ich wusste wohl, dass es die Gruppe SAGA gibt und welchen Stellenwert sie im „Prog-Rock“ der 1980er Jahre erlangt hatte. Aber ich hatte keinen Titel so im Ohr, dass ich ihn hätte anpfeifen können, geschweige denn spielen.



Noten? Haben wir leider keine.

Das hatte ich mir schon gedacht, aber es hätte in dieser Situation doch etwas geholfen. Immerhin gab es einige Downloadlinks zu den wichtigsten Titeln. „Wer macht so einen Job?“, hab ich gedacht. Hoher Erwartungsdruck, höchster Zeitdruck und dann kaum die Möglichkeit, das irgendwie anständig vorzubereiten?



„Ich mach`s!“

Nachdem ich also in den Spielpausen meiner „Mammut-Mugge“ bei Siemens per Handy-Flat das Babysitterproblem lösen konnte, freute ich mich auf mein Bett. Der morgige Tag würde wohl auch anstrengend werden. Vor allem begann er schon nach nur etwa 2 Stunden Schlaf um halb vier morgens. Mehr hatte das Adrenalin nicht zugelassen. Ich machte mich also daran, die Titel runterzuladen und mir Leadsheets zu schreiben. Um 12 war Probe, 12 Titel musste ich raushören – und mindestens 12 Finger braucht man, wenn man das nachspielen will, was da zu hören war. Ich glaube, das war in der kurzen Zeit das Aufreibendste, was ich mir je übergeholfen habe. Aber es war auch mit das Schönste, denn es ist einfach ein unbeschreiblicher Kick, mit den „Original-Jungs“ in ausverkauften Häusern zu spielen.



22.11.2011 – Berlin

Wie würden die Jungs mich erwarten? Wenn sie auf meine Webseite geschaut haben, würden sie vielleicht mit einem Klavierkabarettisten rechnen, oder mit einem Jazzfummelkünstler, aber wohl sicher nicht mit einem, der ihren Keyboarder ersetzen könnte. Aber eine andere Wahl hatten sie auch nicht :-) und so schlug ich gut gelaunt um 12h im Tempodrom auf. Eine tolle Bühne, eine tolle Atmosphäre und – dank Chris Kostyra am Monitorpult ein großartiger Sound, wie er besser nicht hätte sein können! Alles aufgebaut, alles fertig, und die Band begann zu proben.



„We found our man!“

... sagte Michael Sadler schon nach dem ersten Titel. Das Eis war gebrochen. Ein paar Minuten haben wir uns noch auf der Bühne warmgespielt, aber die verbleibenden Stunden bis zur Show verbrachten wir Backstage. Dort hatte ich mir einen M3 aufgebaut. Jim spielt in der Regel so, dass er auf seinen Synthies weitgehend identische Sound-Sets gespeichert hat. So konnte ich auf nur einem M3 fast alles proben. Aber auf der Bühne nutzt Jim je einen KORG-Synthie für eine bestimmte Soundgruppe: einen für Piano, einen für Strings – und einen für den berühmten „Humble Stance“- Sound, traditionell den Triton Extreme, und der KRONOS liefert die unglaublichen Solo-Sounds. Man steht also hinter einer wahren Festung von KORG Synthies und schaut in tausende begeisterte Gesichter...



Das ist schon ein tolles Gefühl.

Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an Holger Ott, der mir vom Auftritt in Berlin einige seiner Fotos zur Verfügung gestellt hat. Aber vielen Dank vor allem an Frank Woidich, Simon Steinhoff und alle Beteiligten der Fa. KORG&more, ohne deren Hilfe das ganze für mich nicht möglich geworden wäre. Ihr seid ein tolles Team!

KORG Stage Talks mit Andreas Gundlach

auf Tour mit Gregor Meyle